Artikel und Beiträge, die es schon länger gibt ...
1. Innerlich abschalten? Ein Spaziergang!
Innerlich abschalten? Ein Spaziergang!
Sie sind gut im Geschäft? Dann kennen Sie das ja:
Sie gehen in den wohlverdienten Feierabend, um zu regenerieren und Ihre Freizeit zu genießen. Doch leider können sich Ihre Gedanken nicht von der Arbeit lösen; es war wieder so viel los, und so viel ist zu bedenken, zu entscheiden ... Nicht selten nehmen Sie das Hamsterrad im Gehirn auch noch mit ins Bett, wo dann der Hamster seine endlosen Kreise zieht. Leider knarrt das Rad in den Achsen, und der Schlaf kommt lange nicht. Wer nicht mehr abschalten kann, geht das Risiko ein, sich direkt in ein Burn Out-Syndrom zu arbeiten - und wer will das schon? Höchste Zeit also, etwas für Ihre Work-Life-Balance zu tun, nach dem Motto: Auch Abschalten will trainiert sein! Sie brauchen:
Phase 0: Beobachten Sie gehen los und beobachten erst einmal nur, wie schnell Sie gehen und was Sie in Gedanken beschäftigt. Phase 1: Denken und gehen Passen Sie Ihr Gehtempo Ihren Gedankengängen an; lassen Sie Ihre Beine einfach loslaufen. Beobachten Sie dabei Ihre Atmung. |
Phase 2: Wo bin ich hier?
Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit weg von Ihren Gedanken und konzentrieren sich auf Ihre Umgebung. Nehmen Sie das Panorama wahr, die Farben, die Umrisse, die Formen und wie sie wechseln bei Ihrem "Durchmarsch". Nehmen Sie die Außentemperatur wahr, ob Wind ist oder nicht. Nach ein, zwei Minuten stellen Sie Ihren Blick auf die Details ein: Nehmen Sie die genaue Farbe und Textur des Untergrundes wahr, auf dem Sie gehen, die kleinen Pflänzchen am Wegesrand, lassen Sie Ihren Blick schweifen und richten Sie ihn auf alle möglichen Kleinigkeiten, bis hin zur aktuellen Wolkenformation, bis hin zum Spiel von Licht und Schatten. Registrieren Sie den Wechsel der Bilder, durch die Sie gehen. Phase 3: Was passiert in mir? Nun lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre Körperwahrnehmung:
Nach zwei bis vier Minuten werden Sie feststellen, dass Ihr Körper selbst ein Tempo wählt, in dem die Bewegungen und die Atmung einen gemeinsamen Rhythmus finden; Sie bewegen sich schwingend und "von selbst". Das ist die eigentliche Regenerationsphase für Ihren Körper: Lust in der Bewegung finden, Ausgleich bekommen von langen Stunden des Sitzens, einen erfrischenden und befriedigenden Flow-Zustand genießen .... Phasenwechsel Nach einigen Minuten kehren Sie zu Phase 1 zurück und wenden sich wieder Ihren Gedanken zu: Was beschäftigt Sie jetzt? Beobachten Sie es einfach und auch, wie Ihr Körper wieder das Tempo und die Bewegungsabläufe ändert. Nun wechseln Sie alle etwa zwei Minuten zwischen den drei Phasen, in beliebiger, auch wechselnder Reihenfolge. Zum Schluss: Evaluation Zum Schluss, für die letzen ein, zwei Minuten, gehen Sie in einer möglichst neutralen, nur beobachtenden und ganz offenen Haltung die letzten Meter und nehmen wahr: Wie ist Ihr Energielevel jetzt? Wohin geht Ihre Aufmerksamkeit? Was ist nun anders als zu Beginn Ihres Spaziergangs? Dosierung So einen Abschalt-Spaziergang sollten Sie mindestens dreimal in der Woche, besser natürlich täglich einplanen. Wirkung Durch dieses Training lockern Sie den Griff Ihres "Arbeitshamsters im Hirn" und erinnern Ihren Organismus an seine natürlichen Rhythmen von Aktion und Regeneration, Anspannung und Entspannung, Disziplin und Laisser-faire. Und Sie werden bemerken, dass Sie auch im Alltag mehr Gespür für Ihre Befindlichkeit entwickeln und genauer merken, wann es zuviel wird und wie Sie sich regenerieren können. |
2. Rückenschmerzen? Verspannungen? Fasziendehnung hilft!
Rückenschmerzen? Verspannungen? Fasziendehnung hilft!
Die Wichtigkeit der Faszien ist mittlerweile auch von der Medizin entdeckt worden.
In den Faszien enden Schmerzrezeptoren und die sind, wenn sie zusammengezogen sind, für Muskelschmerzen aller Art, ganz vorweg für Rückenschmerzen, verantwortlich. Aber halt, zunächst einmal: Was sind Faszien überhaupt? So wird die Bindegewebshülle bezeichnet, die um die einzelnen Muskelfasern liegt und um den ganzen Muskel. Dieses Bindegewebe definiert also den Muskel als diesen Muskel, sie gibt ihm Umriss, Halt, Form und Unterscheidbarkeit. Faszien bestehen aus Kollagen- und Elastin-Fasern. Im Idealfall sind diese Fasern fein in Netzform angeordnet. Durch Stress und Fehlbelastung (Sitzen, Sitzen, Sitzen) der Skelettmuskulatur ziehen sie sich zusammen, die Fasern schieben sich übereinander, ihre Anordnung wird verdichtet, verhärtet und dadurch chaotisch. Die Folgen: Verkürzte, chronisch verspannte und schmerzhafte Muskeln, die durch einfaches Sich-Entspannen-Wollen auch nicht mehr loslassen können. Wird diesem Geschehen nicht Einhalt geboten, ergeben sich die typischen ganzkörperlichen Versteifungen, die man bisher dem “Alterungsprozess” zugeschrieben hat. Wer also seine Faszien wieder geschmeidig macht und so erhält, bleibt viel länger geschmeidig, beweglich, schmerzfrei, kurzum: Jung und elastisch! In der Körpertherapie (zum Beispiel im Rolfing, im Yoga, in der Craniosakralen Therapie etc.) und in der Körperpsychotherapie (Vegetotherapie nach Reich, Bioenergetik nach Lowen, Biodynamik nach Boyesen, Hakomi nach Kurtz etc.) sind diese Zusammenhänge schon seit über 80 Jahren bekannt und werden berücksichtigt und gezielt bearbeitet. Der Körper ist kein Sportgerät, sondern ein Lebewesen In den aktuellen Meldungen zum Faszientraining wird leider - typisch für die etablierte Medizin - das Thema als “Hardwarefehler” behandelt: Der Körper als “mechanisches Gerät mit Fehlfunktion”: Mit einigen Dehnungen soll das Problem behoben sein. Schön, wenn es so geht. Und wenn nicht? Und vor allem, wenn nicht auf Dauer? Dann könnte es Zeit werden, sich um die “Körpersoftware” zu kümmern, also um die psychische Ursache: Unsere Skelett- oder Willkürmuskulatur wird ganz und gar von unserem Erleben bestimmt. Beispiel: Impuls, Muskeln und Bewegung Sie haben einen Impuls; zum Beispiel empfinden Sie Durst und kommen auf die Idee, aufzustehen und sich ein Glas Wasser zu holen. Ihre Muskeln nehmen diesen Impuls im selben Moment auf und ziehen sich zusammen, um einen Bewegungsimpuls (Aufstehen, Gehen) auszuführen. Wenn Sie nun im selben Moment einen Gegenimpuls bekommen, zum Beispiel: “Ach, gleich, ich mache dieses hier erst fertig!”, dann bremst der Gegenimpuls den ersten Bewegungsimpuls aus; die Muskeln bleiben zusammen gezogen und können die Spannung nicht ableiten, weil ja die vorbereitete Bewegung nicht ausgeführt wurde. |
In unserem Beispiel entspannen sich die Muskeln nach einigen Sekunden wieder, zumindet teilweise, weil sie ab jetzt die Freigabe der Bewegung erwarten.
Fight or Flight Ein anderes und viel gewichtigeres Beispiel wäre ein Fluchtimpuls (Angst, “Nichts wie weg hier”), dem nicht nachgegeben werden darf oder ein Wutimpuls (“Geh weg!” oder “Ich würde Dich am liebsten schlagen/anbrüllen”), der sogar noch gründlicher unterdrückt werden muss. Solche Impulse bilden sich kontinierlich und werden ebenso kontinuierlich schon so früh unterdrückt, dass wir sie, wohlerzogen wie wir sind, meistens gar nicht bemerken. Jedoch werden sie in der Muskulatur festgehalten. Weil solche Impulse auch sofort Stresshormone freisetzen, die bei der zu erwartenden körperlichen Anstrengung verbraucht werden sollen, erhöht sich der chronische, grundsätzliche Stresslevel des Organismus immer mehr, denn mit jedem unterdrückten Impuls häufen sich auch die nicht verbrauchten Stresshormone an. Ganzheitliche Einstellung zu den Faszien Eine gründliche, also ursächliche Arbeit an den Faszien, damit diese dauerhaft geschmeidig und elastisch bleiben, muss also auch enthalten: Wie gehe ich mit Abgrenzung um? Mit Überforderung? Mit Ansprüchen anderer an mich? Wie kann ich heute als erwachsener Mensch neue gute Möglichkeiten finden, meine Impulse zu steuern und sie nicht einfach, wie ich es als kleines Kind gründlich gelernt habe, zu unterdrücken? Wie verwalte ich Stress und Druck? Wie gestalte ich meine Beziehungen, ohne zum Opfer oder zum Täter zu werden? Wenn nur die Faszien gedehnt werden, dürfte der Erfolg entweder nicht von langer Dauer sein oder das Grundproblem, ein chronisch erhöhter Stresslevel, drückt sich auf anderen Weise aus - und das wollen Sie nicht, garantiert! Körperpsychotherapie Diese Themen sind die Domäne der Psychotherapie, hier insbesondere der Körperpsychotherapie. Ich kann aus eigener langjähriger Arbeit an mir selbst sagen: Es lohnt sich auf jeden Fall! Beweglichkeit und Geschmeidigkeit des Körpers geht mit psychischer Ausgeglichenheit und einer fröhlichen, kraftvollen Lebenseinstellung einher - das möchte ich keinen Tag mehr missen! Übungen Hier eine kleine Übung, die hilft, die Faszien zu glätten und gleichzeitig Stress abzubauen, besonders wenn Sie in oder kurz vor einer angespannten Situation sind (Lampenfieber, Flugangst, Vorstellungsgespräch oder ähnliche): Im Sitzen Stellen Sie beide Füße fest auf den Boden und stemmen Sich sich dagegen, als ob Sie gleich aufstehen wollen. Dabei atmen Sie tief ein ein. Beim Ausatmen lassen Sie den Körper und die Füße locker. Dann finden Sie heraus, welche Muskeln Sie wie anspannen müssen, um möglichst viel Ihres Gewichtes auf Ihre Sitzfläche zu bringen (zum Beispiel die Beine und Füße etwas anheben). Das führen Sie beim Einatmen durch, beim Ausatmen lassen Sie wieder locker. Als nächstes lehnen Sie sich beim Einatmen fest gegen die Rückenlehne und richten sich beim Ausatmen wieder auf. Dann umfassen Sie beim Atmen die Sessellehnen oder die Tischkante fest mit den Händen und lassen diese mit dem Ausatmen wieder locker. Jede Station beatmen Sie auf diese Weise dreimal. Sie können auch mehrmals durchgehen, entweder wieder bei den Füßen anfangen oder die Hände doppelt durchnehmen und rückwärts durch den Ablauf gehen. Sie werden merken, dass Sie sich besser wahrnehmen, sich zentrierter und klarer fühlen und weniger Angst und Anspannung haben. Diese Übung kann auch ohne Anlass als kleine Körpermeditation durchgeführt werden. Für die liegende und die stehende Position gibt es Varianten. Viel Freude beim Üben! |
3. Ihre versteckten Boykotteure
Ihre versteckten Boykotteure
Sie haben ein Ziel fest vor Augen? Sie setzen alles dran es zu erreichen? Und trotzdem will es nicht irgendwie klappen?
Kluge Ratschläge und HOW TOs ... gibt es massenweise. Doch damit erreichen Sie Ihr Ziel nicht wirklich: Sie erfahren das, was Sie eh schon wissen oder Sie werden auf strategischer Ebene instruiert. Es lohnt sich also, etwas tiefer zu schauen. „Das Geheimnis des Erfolges ist, den eigenen Standpunkt zu verstehen“ Menschen wollen erfolgreich sein. Jeder definiert dabei Erfolg natürlich ganz individuell. Gesellschaftlich hochgeschätzte Erfolge sind zum Beispiel
Warum How to’s nicht immer funktionieren Kluge Ratschläge und Strategien zum Thema Erfolg auf dem „How to…“ Niveau („How to succeed in nine days“) gibt es mittlerweile reichlich. Haben Sie schon alles Mögliche ausprobiert – und es sind trotzdem noch Wünsche offen? Kein Wunder, sondern eher normal. Die „How to’s“ sagen Ihnen entweder, was Sie sowieso schon wissen, oder sie berücksichtigen nur die Oberfläche, nämlich die Strategie-Ebene. Innere Erfolgs-Boykotteure entziehen sich jedoch dem reinen Strategiemanagement; zu erkennen sind sie an den Stellen, an denen die bisherigen Lösungsversuche scheitern. Das innere Räderwerk Sind Sie bereit, etwas tiefer zu schauen? Dann werden wir uns hier ein wenig mit der so genannten Psycho-Dynamik befassen, also einigen Gesetzmäßigkeiten, nach denen unser Innenleben den konkreten Faktenbereich steuert (ob wir es nun bewusst wahrnehmen oder nicht) und zwar nach aktueller Schätzung zu mindestens 85 (!) Prozent. Sie sind schon maximal erfolgreich! Dafür brauchen wir zunächst die Erkenntnis, dass wir bereits erfolgreich sind! Allerdings entscheidet darüber, worin der Erfolg besteht, nicht der Kopf, sondern der Bauch; nicht der Wille, sondern der Instinkt. Und die Instinkt-Abteilung hat als vordringlichste Aufgabe, uns in Sicherheit zu bringen oder zu halten. Mit dieser Faustformel können Sie wie mit einer Taschenlampe auf die Suche gehen: Was an meinem gewollten Erfolg könnte meine Instinkt-Abteilung gefährlich finden? Berücksichtigen Sie, dass unser Instinkt jede bereits durchgemachte Erfahrung speichert und einordnet in die Kategorien: Erstrebenswert – neutral – zu meiden. Neue Erfahrungen oder ins Auge gefasste neue Erfahrungen werden von der Instinkt-Abteilung dementsprechend durch Abgleich mit dem „Archiv“ auf mögliche Ähnlichkeiten und Gefahren oder Verluste hin abgeklopft. Bei dem Ergebnis: „Lieber nicht!“ werden die bewussten Entscheidungen so gelenkt, dass das geplante Ziel vereitelt wird. Dieser gesamte Vorgang läuft sowohl komplett unwillkürlich als auch bei den meisten Menschen ganz unbewusst ab. Zum Glück kann man den Vorgang aber mit viel Aufmerksamkeit und Selbstehrlichkeit erkennen und beobachten. Die inneren Wächter wollen verstanden werden Erfahrungsgemäß lässt die innere „Boykottabteilung“ durchaus mit sich verhandeln, wenn ihr Hintergrund, also der Sinn des Boykotts verstanden und gewürdigt wird. |
Dieser Sinn setzt sich meistens zusammen aus dem angezielten Schutz vor Situationen, die ähnlich früher schon einmal gefährlich waren, die aber heute in einem ganz anderen Kontext stehen (Zum Beispiel, dass wir nicht mehr vierjährig und von Riesen umgeben und bedroht sind. Hier muss die Boykott-Abteilung auf den aktuellen Stand gebracht werden.) und vor realen Nachteilen, die der Instinkt ganz richtig vorausahnt.
Das macht eine sorgfältige Sortierarbeit notwendig. Wir können also unsere Taschenlampe an die Frage binden: Welche (mir bisher noch nicht bewussten) Nachteile könnte mir der angezielte Erfolg einbringen? Die Beispiele schildern nur jeweils einen Aspekt eines ganzen Gefüges. Beispiel 1: Hauptsache: Nicht reich und berühmt werden Das Coaching-Anliegen von Herrn Krause lautet: „Ich will endlich reich und berühmt sein“. Der Coach fragt: „Und kann Ihre Frau Sie dann noch lieben?“ Da die Ehefrau daneben sitzt, kann sie praktischerweise dazu befragt werden. Der Coach fragt sie: „Wie würden Sie damit umgehen, wenn Ihr Mann reich und berühmt ist?“ Frau Krause antwortet wie aus der Pistole geschossen: „Die Reichen und Berühmten, die ich kenne, sind mir unsympathisch. Kaltherzige Wichtigtuer. Unecht. Da hätte ich die Befürchtung, dass mein Mann auch so wird. Lieber etwas kleiner und dafür mehr Herzlichkeit – das wünsche ich mir.“ Damit ist klar, dass Herr Krause im Partnerschaftsbereich erfolgreich ist, indem er nicht reich und berühmt wird. So erhält er sich die Zuneigung seiner Frau. Sein „Bauch“, also seine Instinktabteilung kennt diese Einstellung seiner Frau genau und sorgt auf raffinierte und unmerkliche Weise dafür, dass der Status Quo erhalten bleibt. Denn im Moment würde er Konflikte, Streit, Reibereien, Vorbehalte, Verachtung, Abwertung und womöglich sogar verlassen werden riskieren, wenn er ohne Klärung und Verhandlung sein Ziel, reich und berühmt zu werden, verfolgt. Man könnte das Coaching nun natürlich fortsetzen, indem man prüft, wie viele unsympathische Reiche und Berühmte die Ehefrau tatsächlich kennt und ob sie auch Ausnahmen zulässt. Wenn ja, können diese genauer untersucht werden. Wenn nein, könnte die Frage aufgeworfen werden, was ein Vorurteil ist und welchem Zweck dieses wiederum dient; welche Gewinne es also einbringt, es beizubehalten. Der Ehemann kann wiederum untersuchen, ob seine Frau vielleicht etwas ausspricht, was auch in ihm, aber vor seiner Aufmerksamkeit gut verborgen ist. Beispiel 2: Bloß nicht Abteilungsleiter werden! Das Coaching-Anliegen von Herrn Schneider lautet: „Ich habe mich um den Posten als Abteilungsleiter beworben und ihn nicht bekommen. Warum? Und wie bin ich bei der nächsten Chance erfolgreich mit meiner Bewerbung?“ Die erste Bitte des Coachs: „Nennen Sie bitte fünf Aspekte in Ihrem Leben, auf die Sie besonderen Wert legen.“ Herr Schneider zählt auf: Ein gutes Betriebsklima, in dem ich mich wohl fühle. Regelmäßig Squash spielen. Gute Gespräche mit meiner Frau, überhaupt ein gutes Eheleben. Zeitnah über technische Neuheiten informiert sein. Anerkennung von Kollegen und Vorgesetzten und von meiner Frau.“ Hier wird deutlich, dass Herr Schneider ein harmoniebedürftiger Mensch ist, denn ein solcher Punkt kam in ähnlicher Form zweimal vor (der erste und der letzte). Der Coach fragt als Nächstes: „Was genau würde sich in finanzieller, beruflicher oder privater Hinsicht für Sie ändern, wenn Sie den Posten bekommen?“ Durch diese Frage wird schnell deutlich, dass Herrn Schneider unterschwellig schon klar ist, dass sein Wunsch nach guter Einvernehmlichkeit mit den Kollegen durch den Aufstieg in die Führungsriege mehr als fraglich wird: Entweder wird er ein kumpelhafter, somit unklarer und dadurch uneffizienter Chef. Oder er riskiert Konflikte, wenn seine Entscheidungen von Mitarbeitern diskutiert, skeptisch hinterfragt oder abgelehnt werden. Bei dieser Aussicht fühlt er sich deutlich körperlich unwohl, unbehaglich und angespannt. Herr Schneider hat also erfolgreich verhindert, dass er Abteilungsleiter wurde. Damit ist ihm bis auf weiteres das gute Einvernehmen mit den Kollegen sicher. Gut möglich, dass auch seine anderen „Wertepunkte“ durch den Aufstieg gefährdet würden, zum Beispiel das Squash-Spielen durch längere Arbeitszeiten und unregelmäßige Besprechungszeiten. Solange Herr Schneider also nicht selbstehrlich reflektiert, wie genau er sich das Leiten einer Abteilung vorstellt und einen fairen, aber klaren Führungsstil trainiert, bis er sich darin sicher fühlt, stehen "zum Glück" die Chancen schlecht, ein schlechter oder gestresster Abteilungsleiter zu werden. Die Erlaubnis zum Erfolg muss innen verhandelt werden Sie sehen, das so genannte Unbewusste ist nicht unbedingt weit weg oder tief unter der Erde. Das Meiste haben wir bisher nur noch nicht beachtet und angeleuchtet. Der Trick besteht darin, wie so oft im Leben, auf die richtigen Fragen zu kommen und sie sich so selbstehrlich wie möglich zu antworten, auch wenn es schmerzt. Dann kann Erfolg verhandelt werden – mit sich selbst! |
4. Kinderträume: Botschaften aus der inneren Welt
Kinderträume: Botschaften aus der inneren Welt
Die Träume von Kindern geben Aufschluss über die Entwicklung ihrer Persönlichkeit – wenn sie zutreffend übersetzt werden können
Die Persönlichkeit entwickelt sich lebenslänglich, baut sich kontinuierlich um und verändert sich. In der Kindheit sind diese Veränderungen stürmisch, zuweilen plötzlich und chaotisch anmutend. Die erwachsenen Bezugspersonen sind phasenweise sehr gefordert, wenn sie den Anschluss behalten wollen. Bei dieser Aufgabe sind die Träume ihrer Kinder wertvolle Hilfen, wenn sie adäquat übersetzt werden. Traumelemente als Persönlichkeitsaspekte Ein Traum ist ein vielschichtiges Geschehen. Er kann auf ganz unterschiedlichen Ebenen je nach Fokus gedeutet, übersetzt und verstanden werden. Von Frederick S. Perls, der die Gestalttherapie entwickelt hat, stammt die Idee, alle Elemente eines Traumes als Aspekte der Identität zu deuten. Damit hatte er ein Vorgängerkonzept zur Arbeit mit inneren Systemen geschaffen. Ob die Deutung im objektiven Sinn „wahr“ ist, ist dabei weniger wichtig als die Assoziationen, die sich zu den Elementen einstellen. Hinter diesem Deutungsmodell steht die Erkenntnis, dass alles, was wir erleben, auch in uns abgebildet wird, und zwar umso prägnanter, je intensiver die emotionale Bedeutung ist. Diese hinein genommenen äußeren Geschehnisse, Situationen und Elemente werden Introjekte genannt; sie verknüpfen sich mit den eigenen seelischen Aspekten und steuern die Innendynamik mit, von der wiederum Denken, Erleben, Fühlen und Handeln bestimmt werden. Kinderträume helfen Eltern, Anschluss zu halten In der Elternberatung und Familientherapie ist die Traumdeutung ein nützliches Instrument, das wir den Eltern an die Hand geben können, damit sie besser verstehen, wie die Entwicklung ihres Kindes aktuell verläuft. Beispiel: Das Monster mit den gefesselten Händen Hannah ist 8 Jahre alt und besucht die dritte Grundschulklasse. Seit etwa einem Monat fällt sie dadurch auf, dass sie mit ihren Klassenkameraden heftig streitet; sie hat schon mehrmals andere Kinder schmerzhaft gebissen. Hannahs Eltern kommen zur Beratung, weil sie besser verstehen möchten, was los ist, denn daheim ist Hannah „ganz lieb“. Die Mutter schildert einen Traum, den Hannah ihr neulich erzählte: „Hannah wird von einem großen dunklen Monster mit gefesselten Händen verfolgt; es brüllt laut und reißt dabei das Maul weit auf. Hannah hat riesige Angst vor dem Monster. Auf der Flucht fällt Hannah hin, das Monster wirft sich über sie. Da wacht sie auf.“ Auf Befragung nach Veränderungen der Lebensumstände in letzter Zeit stellt sich heraus, dass Hannah vor vier Monaten einen kleinen Bruder bekommen hat, der viel Aufmerksamkeit fordert. Hannah hatte Schwierigkeiten, ihren Platz als Einzelkind aufzugeben und die geteilte Aufmerksamkeit ihrer Eltern zu akzeptieren. Sie versuchte sogar vor etwa zwei Monaten, das Brüderchen zu kneifen; einmal wurde sie noch rechtzeitig zurück gehalten, als sie dem Baby ein Kissen über das Gesicht legte. Sie wurde drastisch bestraft, wobei der Vater ihr die Handgelenke sehr fest hielt und ihr mit sehr lauter, zorniger Stimme drohte, dass sie nur noch in ihrem eigenen Zimmer sein dürfe, wenn sie noch einmal handgreiflich werden sollte. Schon während des Erzählens erkennen die Eltern den Zusammenhang zwischen dem Monster mit den gefesselten Händen und der Familiensituation. Gemeinsam mit der Beraterin erarbeiten sie, dass Hannah in ihrem Traum einerseits die drohende, furchteinflößende Seite ihres Vaters als „Monster“-Introjekt verarbeitet. Andererseits manifestiert sich in dem Monster auch ihre große Wut auf das Brüderchen, das, wie sie es erlebt, ihren Stellenwert in der Familie zunichte macht (die Wut ist also eine Folge der tiefen Angst, nicht mehr wichtig zu sein), und von der sie sich überwältigt sieht, weil sie nicht weiß, wie sie sie steuern soll. Da sie zuhause nun betont „angst“-brav ist, sucht die Wut sich einen Ausdruck in der Schule, und weil ja die Hände „gefesselt“ sind, setzt Hannah ihre noch freien Aggressionsinstrumente ein: die Zähne. Hannahs Eltern zeigen sich sehr einsichtig, als sie die Zusammenhänge verstehen. Sie sehen nun selbst, dass Hannah mehr Zuwendung von ihnen braucht; die Sicherheit, auch weiterhin wichtig und geliebt zu sein. Außerdem braucht Hannah Möglichkeiten, ihre Wut auf eine ungefährliche und von den Eltern akzeptierte Weise auszudrücken und steuern zu lernen, wofür die Beraterin Tipps gibt. Verbreitete Traumelemente und ihre Bedeutung Die tiefe Verbundenheit von Kindern mit Tieren zeigt sich auch in ihren Träumen: Jüngere Kinder, etwa bis zum Alter von fünf Jahren, träumen sehr häufig von ihnen. Dabei hat jedes Tier natürlich seinen eigenen Symbolgehalt, der recht einfach aus den Eigenschaften des Tieres zu erkennen ist. Tiersymbolik Elefant Groß, mächtig, klug, sozial und gutmütig, guter Beschützer Hund Wachsam, Wächter, darf laut sein, bewegt sich gern, kann gefährlich sein, kann ein ganz enger Freund sein (versteht ohne Worte), wird dressiert und muss gehorchen Katze Süß, niedlich, zärtlich und flauschig, kann plötzlich durch Kratzen und Beißen verletzen, ist etwas unberechenbar, gehorcht nicht, kooperiert höchstens Kleine Käfigtiere (Hamster, Kaninchen, Meerschweinchen) Gut zu streicheln und zu verwöhnen (wie Babys), niedlich, wehrlos, ausgeliefert und im Käfig gefangen Vögel Schön, glatt, frei (es sei denn, sie sind im Käfig gefangen), dürfen singen und laut sein Unterwassertiere Magisch, geheimnisvoll, faszinierend, „noch nicht geboren“, Potenziale, die sich andeuten und entwickelt werden wollen Spinne Dunkel, nicht einschätzbar, lauernd, plötzlich angreifen, „eklig“, handähnlich Schlange Fremd, „glitschig“, gefährlich Monster und Drachen Phantasiewesen wie Monster, Drachen, Zauberer, sprechende Pflanzen können anhand ihrer Haupteigenschaften verstanden werden. |
So beschäftigt sich ein Traum, in dem ein Zauberer vorkommt, mit der Möglichkeit, Gegebenes zu verändern, also die Fähigkeit des Kindes, auf seine Umwelt einzuwirken. Oder mit der Art und Weise, wie Erwachsene Macht ausüben („Wie lautet der Zauberspruch?“).
Boshafte Kobolde können wiederum im doppelten Sinn verstanden werden: Momente, in denen Bezugspersonen als fremdartig und überraschend gemein erlebt wurden, aber auch die eigenen Gelüste nach Rache und Gemeinheiten. Pflanzen Pflanzen als Traumelemente zeigen einen Bezug zu unserem vegetativen Nervensystem („Vegetation“) und tauchen auf, wenn ein Kind sich beispielsweise überfordert und gestresst fühlt oder unter starkem Druck steht (Zeitdruck, Leistungsdruck). Wird von strahlenden, gesunden Blumen geträumt, zeigt das oft die Erholung des Nervensystems nach Belastungen und Krankheiten an, außerdem auch Reifungsschritte. Handlungen sind meist niedrig verschlüsselt und können direkt übersetzt werden: Flüchten werden Kinder im Traum oft gleichzeitig vor einem Introjekt und vor eigenen „verbotenen“ Impulsen. Fallen / Hinabstürzen hat sehr oft etwas mit Kontrolle zu tun, denn das Bewusstsein ist im Traum „hoch oben“ im Bereich von Vorschriften, Normen und Verboten und Konsequenzen, und fallen bedeutet auch, in die eigenen unkontrollierbaren Impulse zurück zu fallen. Deswegen weisen Fall- Träume auch so oft eine Lustangst auf: Ein Gemisch von starker Angst (die ja meist kurz vor dem Aufprall zum Aufwachen führt) und einem starken lustvollen Gefühl im ganzen Körper, das unterdrückt werden muss. Flugträume zeigen dementsprechend den Versuch, sich vom für Kinder, die repressiv erzogen werden, schwer zu handhabenden Körperselbst zu entfernen und in den reinen Denkraum zu fliegen. Umgang mit Kinderträumen Wenn ein Kind seinen Traum erzählt, kann Mutter, Vater oder je nach Situation natürlich auch Berater oder Therapeut behutsam das Gespräch lenken. Dazu brauchen wir ein Gespür dafür, an welchen Stellen des Traumes die „Ladung“ sitzt. Beispiel: Der Prinz und der Troll - Ein Traumgespräch Jonas ist zehn Jahre alt und erzählt seinem Papa auf einem „Männerausflug“ einen Traum von letzter Nacht: Jonas: Da war ein schöner Prinz. Er wollte in sein Schloss, doch davor stand ein großer Troll mit einer Keule. Außerdem war grade ein Gewitter. Der Prinz zog sein Schwert. Die beiden kämpften. Der Prinz musste sich sehr anstrengen und wurde auch verwundet, aber zum Schluss gewann er und konnte in sein Schloss gehen. Und da schien auch wieder die Sonne. Vater: Oh, ein interessanter Traum! Wie gut, dass der Prinz gewonnen hat! Ich frage mich, warum der Troll ihn nicht ins Schloss lassen wollte? Jonas: Ich glaube, der Troll mag keine Schlösser. Der will, dass der Prinz mit in seine Höhle kommt, die ist viel besser. Vater: Was wäre wohl passiert, wenn die beiden, statt zu kämpfen, sich unterhalten und eine gemeinsame Lösung gefunden hätten? Jonas: Hmmmm. Ich glaube, der Troll hätte gern eine eigene kleine Höhle im Schloss, wo er wohnen kann. Der will schließlich auch irgendwo sein! Vater: He, das ist ja eine tolle Idee! Wenn das Schloss Dein Zimmer wäre, wo könnten wir dann die Trollhöhle einrichten? Und dürfte ich da manchmal mit dem Troll zusammen drin spielen? Sie machen Pläne für die Trollhöhle, und für Jonas scheint nun auch im konkreten Alltag die Sonne, denn er ist sehr erleichtert und beschwingt. Hintergrund: Jonas hat in seinem Zimmer eine solche Unordnung, dass der Vater ihm gestern verboten hat, mit seinem Spielzeug zu spielen, bis er aufgeräumt hat. Der Prinz ist natürlich Jonas selbst, wie er sich wünscht zu sein. Das Schloss ist sein Zimmer. Das Gewitter unterstreicht die Heftigkeit des Streites mit dem Vater und des inneren Konfliktes und zeigt eine versuchte Entladung an. Der Troll hat die Doppelrolle als Symbolisierung des „bösen“, verbietenden Aspektes seines Vaters und als der Teil von Jonas selbst, der keine Lust zum Aufräumen hat, der Gehorsam verweigert und ganz stur und grob sein will. Der einsetzende Sonnenschein am Schluss deutet an, dass Jonas sich als Sieger über seinen doppelgesichtigen Troll fühlt, mit dem er heldenhaft fertig wurde. Wertschätzung, Annehmen, Würdigung des Sieges. Die Frage öffnet die Verständnisvertiefung für den Konflikt zwischen Vater und Sohn. Die Höhle steht für Geborgenheit und einen kleinen, überschaubaren Raum. Jonas drückt hier wahrscheinlich aus, dass er seine Spielsachen überall verteilt, um ein Nestgefühl zu schaffen, und außerdem, dass ihn die Verwaltung der vielen Gegenstände überfordert. Es kann auch sein, dass er seinen Vater als unordentlich erlebt, und mit der widersprüchlichen Doppelbotschaft nicht zurecht kommt. (Das vorgelebte Modell des Vaters widerspricht seiner Anforderung an den Sohn.) Der Vater signalisiert, dass ihm eine Einigung mit seinem Sohn lieber ist als ein Dauerkonflikt, und dass er sich für Jonas wünscht, dieser könnte auch mit seinem „inneren Troll“ eine gute Zusammenarbeit finden. Eine geniale Lösung, die Jonas da einfällt: Wenn es in seinem Zimmer einen bestimmten Platz gäbe, an dem er unordentlich sein dürfte und sein „Nest“-Bedürfnis ausleben könnte, dann müsste er dieses Bedürfnis nicht abspalten. Indirekt bietet er sogar dem „Vater-Troll“ an, dieses Refugium mit zu nutzen. Der Vater signalisiert, dass er seinen Sohn (und vielleicht auch sich selbst) in diesem Punkt versteht und ihn unterstützt. Ein Elternteil muss nicht den Traum seines/ihres Kindes schon verstanden haben, um zu intervenieren. Da, wo die Ladung, der Konflikt sitzt, lohnt es sich, in kindgerechter Sprache nachzufragen, dann erhellt sich die Message meistens Schritt für Schritt und wird beiden Kind wie Elternteil stufenweise verständlich. In diesem Fall wären mögliche Anschlussfragen von Jonas' Vater: "Wieso wohl grad Gewitter ist?" "Wieso hört das Gewitter genau an der Stelle auf, als die beiden sich vertragen?" "Wozu braucht wohl ein Troll eine Höhle?" etc. Wer mit Kinderträumen arbeiten möchte, sollte einige Literatur dazu lesen und am besten einen praxisbezogenen Kurs in Traumdeutung besuchen, damit das Verstehen der Traumsymbolik, das Gespür und die Einfälle sowie die Gesprächslenkung trainiert werden. Dann ist der Umgang mit Kinderträumen fruchtbar, lösend und macht zudem allen Beteiligten sehr viel Freude! Lesetipps „Deine Träume. Schlüssel zur Selbsterkenntnis“ von Ann Faraday „Traumgespräche: Was Träume über das Seelenleben Ihres Kindes verraten“ von Markus Salhab und Bianca Jäger |
5. Finde das Tier in Dir! Lust kontra Angst
Finde das Tier in Dir! Lust kontra Angst
Angst gilt nicht als ursprüngliches Erleben, sondern als ein sekundärer Vorgang, als Reaktion auf etwas anderes. Der Körper produziert, anders ausgedrückt, Angst nicht von sich aus, sondern als Lösungsversuch. Daher müssen Angstzustände nicht als Erkrankung, sondern können als Gesundungsversuche gesehen werden, die freilich oft leider stecken bleiben.
Wie entsteht also Angst? Grundbedürfnisse sind immer präsent Um diese Frage zu beantworten, lohnt es sich, einmal nachzufragen, von was wir eigentlich gesteuert werden in unseren Entscheidungen und in unserem Erleben. Und da tauchen als erstes die biologischen Grundbedürfnisse auf: Ein Grundbedürfnis strebt immer danach, bestimmte Bedingungen herzustellen, die ein Wohlgefühl erlauben oder zumindest die Abwesenheit von negativen Zuständen. Neben den körperlichen Grundbedürfnissen wie dem Stillen von Hunger und Durst, Schutz vor zuviel Kälte und Hitze ist das stärkste Grundbedürfnis das nach Sicherheit, sowohl körperlich als auch emotional; also der Schutz vor Bedrohung. Gleichstark ist das Bedürfnis danach, sich intensiv zu spüren, um zu wissen: Ja, ich lebe. Ich pulsiere. Ich nehme teil. Wir haben also zwei sich widersprechende Grundbedürfnisse ständig zu verwalten: Das nach Sicherheit und das nach Risiko. Eine Instanz in uns wacht 24 Stunden am Tag darüber, ob diese Grundbedürfnisse erfüllt sind. Wenn nicht, gibt sie Signale, weckt uns zum Beispiel aus tiefstem Schlaf (Wer ist nicht schon wegen eines verdächtigen Geräusches oder mit starkem Durst mitten in der Nacht aufgewacht?) Die Basisreflexe Um das Bedürfnis nach Schutz vor Bedrohung zu gewährleisten, hat uns die Natur im Bedrohungsfall mit drei Instinkt-Reaktionen, auch Basis-Reflexe genannt, ausgestattet, die im Stammhirn und im Bauchhirn verankert sind. Sie folgen also nicht dem Willen, sondern werden autonom gesteuert, wenn… ja, wenn sie nicht von außen gestört oder verhindert werden oder wurden:
Angriff Zum Angriff übergehen hat den Sinn, Bedroher aus dem eigenen Revier zu vertreiben und damit die Sicherheit dieses Ortes wieder herzustellen. Ein weiterer Sinn des Angreifens ist es, das eigene Revier zu erweitern, wenn in ihm die Grundbedürfnisse nicht mehr gedeckt werden können. Man weitet sein Revier aus (und zwar meist auf Kosten des bisherigen Revierinhabers, gegen den gekämpft werden muss), bis es genügend Ressourcen umfasst, die das Überleben sichern. Dieser Vorgang wird mit Aggression bezeichnet. Aggression kommt vom lateinischen „aggredi“ und heißt wörtlich übersetzt: Herangehen. Wir sind also in diesem Sinne auch aggressiv, wenn wir ein Objekt ‚in Angriff nehmen’, uns auf etwas oder jemanden zu bewegen oder wenn wir schlicht geboren werden und unseren Platz im Leben beanspruchen. Flucht Wenn wir instinktiv wahrnehmen, dass ein Angriff kaum bis keine Aussicht auf Erfolg hat, wählen wir blitzschnell die nächste Option: Wir machen uns davon, so schnell und gut es geht. Der Fluchtreflex kommt erst wieder zur Ruhe, wenn klar ist, dass wir nun an einem sicheren Ort angekommen sind. Oder bis die rein körperlichen Reserven erschöpft sind, so dass wir (uns) aufgeben. Erstarrung Diese hat zwei Aspekte: Zuerst einmal erstarren wir, um die Gefahr einzuordnen und setzen unsere Sinnesorgane dafür extrem intensiv ein: Von wo und von wem oder was geht die Gefahr aus? Worin genau besteht sie? Wie gefährlich ist sie? Welche Möglichkeiten stehen zur Verfügung? Dafür müssen wir den Atem anhalten (damit wir nicht durch die Atemgeräusche im Hören beeinträchtigt werden) und absolut stillhalten (damit wir genau und ohne ‚Verwackeln’ schauen und riechen können). Sind Flucht oder Angriff nicht Erfolg versprechend, greifen wir zum zweiten Zweck der Erstarrung: Unsichtbar werden. Bei vielen Raubtieren wird der Jagdtrieb durch die Bewegungen ihrer Beute aktiviert. Und wenn ein Beutetier keinen Fluchtweg sieht und ein Angriff aussichtslos ist, dann bleibt ihm nur, sich möglichst unsichtbar zu machen und alle Bewegungen einzufrieren. Die Lust der Reflexe Erinnern Sie sich noch, wie Sie als Kind Nachlaufen (Angreifen und Flüchten) oder Verstecken (Erstarren) gespielt haben? Und wie die Erregung absichtlich hergestellt wurde – weil sie so lustvoll war? Wir spüren uns nie so intensiv, als wenn wir mit vollem Einsatz und ungehemmt für die Deckung eines Bedürfnisses sorgen. Diese Art der Erregung ist durch den extrem hohen Adrenalinspiegel so intensiv. Als lustvoll, rauschhaft, ja, sogar ekstatisch wird sie erlebt, wenn der Körper das Kommando übernimmt und alles ‚von selbst’ abläuft. Selbst das „Aufgeben“ ist noch von intensiver Lust durchtränkt. So schwammen die Gehirne von Gazellen, die nach intensiver Jagd von Geparden erlegt und dann von Forschern wurden, regelrecht in Endorphinen und Stresshormonen. Von Angst kann also nicht die Rede sein, solange wir in Übereinstimmung mit unserer biologisch-körperlichen Natur sind, wozu als Option auch gehört, sein Leben zu verlieren. In einer konkreten Gefährdung empfinden wir nicht Angst, sondern Erregung und Furcht, die den ganzen oben geschilderten Prozess aktivieren. Angst ist die Verhinderung von Lust Angst entsteht erst, wenn wir keine Möglichkeit mehr sehen, für unser Behagen zu sorgen UND wenn gleichzeitig die Lust verhindert wird, die durch das Ablaufen unserer körperlichen Reaktionen entsteht. Meiner Erfahrung nach sind ausgeprägte und chronische Ängste, in welchem Gewand sie auch auftauchen, letztendlich alle auf Störungen dieser biologischen Abläufe zurückzuführen. Ja früher und umfangreicher die Störung eintrat, desto chronischer und intensiver tritt sie als Angststörung wieder auf. Diese biologischen Steuerprozesse haben wir mit allen Tieren, die ein Stammhirn und ein Verdauungs-Nervensystem besitzen, gemeinsam. Darauf bezieht sich auch die Überschrift: Zu 98% (In dieser Größenordnung ist unser Gensatz mit dem der großen Menschenaffen identisch!) sind wir animalisch, wenn wir auch leider nur zu oft geängstigte, gehemmte und eingeschüchterte Kreaturen sind. Das Tier in uns zu befreien ist sehr oft eine gesundheitlich gesehen unbedingt nötige Aufgabe, die, so qualvoll sie uns auch mit alten überfordernden Situationen konfrontiert, doch ‚den großen Preis’ verheißt: Wieder uns selbst in Besitz nehmen und mutig, voller Lebenslust, angefeuert und warmherzig, kurz: richtig lebendig ‚da draußen’ mitzuspielen. Hier einige Beispiele aus der Praxis: 1. „Nicht weg können und dabei leise sein“ – Ein expandierendes Paniksyndrom Eine Frau sucht meine Praxis auf, weil sie seit einigen Wochen beim Fahren auf der Autobahn Panikattacken erleidet. Sie muss dann auf der Standspur anhalten und wird der Erregung kaum Herr. Sie beobachtet, dass das Phänomen sich ausbreitet: Sie fährt nun mit dem Zug, jedoch geht es auch da los. Nun hat sie sogar eine Attacke in einem geschlossenen Raum erlitten. In unserer Arbeit miteinander stellt sich folgendes heraus: Auslöser der Panikattacken war das Erlebnis, nach einem Konzert für mehrere Minuten in einer Menschenmenge eingekeilt zu sein, die zum Ausgang strebte. Danach hatte sie erstmals den ‚Autobahnanfall’. Das führte uns zu mehreren Situationen als kleines Kind, in denen sie in einem Haufen anderer spielender Kinder ganz unten lag und keine Luft mehr bekam und ähnlich panisch reagierte. Als wir noch weiter zurückgingen, kamen wir zu ihrer Geburt, bei der sie solange mit dem Kopf im Geburtskanal stecken geblieben war, dass sie als ‚blaues Baby’ zur Welt kam – Rettung in allerletzter Sekunde. Es wurde außerdem noch deutlich, dass sie und ihre ganze Familie in der Wohnung jahrelang flüstern mussten (von ihrer Geburt an bis etwa zum sechsten Lebensjahr), weil es einen bedrohlichen und sehr Lärm empfindlichen Nachbarn gab. |
Die innere Unmöglichkeit
Hier haben wir also zwei Lust hemmende Aspekte: Das Ausgeliefertsein und Feststecken kombiniert mit Todesgefahr und absoluter Hilf- und Reglosigkeit zum einen, und zum anderen die Unmöglichkeit, diese Grunderregung im Laufe der Kindheit beim lauten und wilden Spiel abzureagieren, um eine neue Erfahrung neben die frühere zu stellen und die frühere Erfahrung so zu relativieren. Hier war also im Nervensystem eine riesige Erregungsladung gespeichert, die jedoch keine lustvollen oder entspannenden Ableitungsmöglichkeiten hatte. Die Therapie bestand in folgenden Schritten:
Nach gut einem Jahr und etwa 50 Sitzungen von je 60 Minuten war die Klientin nicht nur symptomfrei, sondern nahm ihr Leben auch energisch in die Hand, um sich lang gehegte Wünsche zu erfüllen und Projekte in Angriff zu nehmen. Unser Feedback-Kontakt ging über vier Jahre; es gab keinen Rückfall in Paniksymptome. Typisch für das Psycho-Holistische Vorgehen ist, wie in diesem Fall, die Kombination von unterschiedlichen Methoden, deren Einsatz für jeden speziellen Klienten ganz ‚maßgeschneidert’ erfolgt. In obigem Beispiel kamen Interventionen zum Einsatz aus:
2. „Die Spinne schleicht und lauert“ – Eine typische Phobiegeschichte Eine Klientin sucht meine Praxis auf, weil sie nicht länger bereit ist, ihre Angst vor Spinnen hinzunehmen. Nach ihrer Schilderung hat diese im Alter von etwa fünf Jahren begonnen. Nach einer Angstphase, in der der Verdacht auftaucht, der dunkle Fleck an der Wand könnte eine Spinne sein (die Klientin ist etwas kurzsichtig und trägt in der Wohnung die Brille nicht), erstarrt sie, wenn sie Gewissheit hat, und kann sich nicht mehr bewegen. Sie muss die Spinne anstarren und kann sie nicht mehr aus den Augen lassen aus Angst, diese könnte irgendwohin krabbeln und nicht mehr ortbar sein. Schreien kann die Klientin noch, aber nur, wenn jemand in der Nähe ist oder sein könnte, der die Spinne wegnimmt. Nur große, dunkle, haarige Spinnen ohne Netz lösen die Angst bei der Klientin aus. Sie muss deswegen in oberen Etagenwohnungen leben, weil in einem Haus mit Garten oder in einer Wohnung in unteren Stockwerken mit Spinnen zu rechnen sei. Die Klientin nimmt an einer fortlaufenden Therapiegruppe (Körperpsychotherapie) teil und kommt außerdem alle 14 Tage zu Einzelsitzungen. Als Hauptproblem der Klientin stellte sich schnell heraus, dass beide Eltern nicht imstande waren, ihr Schutz und Halt zu geben, sondern dass im Gegenteil sie dafür gesorgt hat, dass ihre Eltern sich wohl fühlen beziehungsweise nicht ‚untergehen’, wie die Klientin es ausdrückt. Die Mutter hatte noch weniger zu geben als der Vater. Für diese nahm die Klientin bis zum frühen Tod der Mutter die Mutterrolle ein. Der Vater brauchte ständig Zustimmung und Bewunderung von der Tochter. Außerdem hatte er einen sehr starken Kontrollzwang. So schlich und wartete er auf Socken in den verwinkelten und dunklen Fluren des Elternhauses, um die Kinder bei Versäumnissen zu ertappen und dann hart zu strafen: Beim Verlassen des Zimmers, auch nur für ganz kurze Zeit, Licht oder Heizung anzulassen, die Tür nicht ganz zu schließen. Außerdem stand er oft lange unbemerkt im dunklen Flur und schaute der Tochter zu, wenn sie sich im Bad schminkte. Die Klientin erschrak sich regelmäßig extrem, wenn der Vater sie plötzlich schreiend und strafend konfrontierte und sie nachträglich realisierte, dass er sie schon längere Zeit beobachtet hatte. Solche Vorfälle gab es etwa dreimal in der Woche vom 11. bis zum 17. Lebensjahr der Klientin. Ab dann übernahm sie die Hauptverantwortung und kontrollierte ihrerseits, ob alles so war, wie der Vater es wollte. Einen Höhepunkt erfuhr ihre Phobie, als der Vater, der natürlich davon wusste, ihr eine riesige Spinne unter einer Glasschale präsentierte, sie ihr ganz plötzlich von hinten direkt unter die Nase hielt. Die Klientin erschrak dermaßen, dass sie die Schale mit dem Arm wegstieß und ihren Vater auch, der sich nun seinerseits erschrak und wütend wurde, weil er der Klientin „ja nur zeigen wollte, wie niedlich die Tierchen eigentlich sind“. Die Klientin empfand diesen Vorfall als eindeutig, wenn auch unbewusst sadistisch von ihrem Vater. Die Klientin erinnerte sich außerdem, dass sie bis zum 7. Lebensjahr einschließlich ein unbeleuchtetes Außen-Plumpsklo aufsuchen musste, das etwa zehn Meter von der Haustür entfernt war. Hier hatte sie sich immer sehr gefürchtet, vor allem, nachdem ihr im Dunklen eine große Spinne über den entblößten Oberschenkel gekrochen war. Sie hatte auch Angst, in das Loch zu fallen, das ihr als kleines Kind riesig vorkam. Ihre Eltern verspotteten und demütigten sie, wenn sie versuchte, ihre „Plumpsklo-Ängste“ auszudrücken. Die typische Phobie-Dynamik Die typische Phobie-Dynamik war also gegeben: Eine frühe Furcht, die mehrmals am Tag ausgehalten werden musste, die keinen Trost, kein Verständnis und keine Möglichkeit des Entkommens erfuhr und sich als ausweglose Angst im Organismus festsetzte mit dem Fokus auf die Spinne als Symbol des ganzen Angstgefüges, wozu auch der nicht gegebene Halt zählt. Später wurde der Vater immer mehr gefürchtet als Verursacher von plötzlichem und extrem bedrohlichem Schrecken. Die Symbolik des Lauerns und Schleichens im Dunklen und der plötzliche Angriff entsprachen genau der Verhaltensweise der gefürchteten Spinnenart. In Bezug auf ihren Vater hatte die Klientin einen tiefen und zunächst völlig unbewussten Grundkonflikt: Einerseits brauchte sie ihn verzweifelt als den einzigen (wenn auch unzureichenden) Halt, wofür sie hart arbeitete, indem sie ihn, wie er es ständig einforderte, bewunderte, bediente und ihm alles recht machte. Auf der anderen Seite empfand sie tiefen Hass auf ihn und große Angst vor ihm, weil er sie immer wieder erschreckte, sie auf grausame Art seelisch quälte, und sie sich nicht davor in Sicherheit bringen konnte. Interessanterweise fanden wir heraus, dass das Schreien in Angesicht der Spinne, das völlig spontan entstand, obwohl die Klientin es unterdrücken wollte, tatsächlich auch Lustgefühle hervorrief. Es war das einzige Ventil, das ihre innere Qual überhaupt fand, um sich bemerkbar zu machen. Der innere Konflikt wurde in den Einzelsitzungen bearbeitet, während die Möglichkeit, sich abzugrenzen, sich zu wehren und wütend sein zu dürfen; nachträglich Halt und Geborgenheit zu erfahren und sich überhaupt wahrhaftig anderen Menschen zu zeigen, in der Gruppentherapie trainiert wurde. Nach etwa zwei Jahren erzählte die Klientin stolz, dass sie ein große Spinne in ihrer Wohnung ‚erlegt’ habe und sie als Mahnmal breit gequetscht im Flur habe liegen lassen, als ‚Warnung’ für alle anderen Spinnen. Damit verschwand die Phobie und die Klientin begann aufzublühen und ihr Leben wie ihre Kontakte zu anderen Menschen zunehmend selbst bestimmt zu gestalten. Auch in dieser Therapie wurde ein breites Spektrum an Methoden eingesetzt, mit den beiden Schwerpunkten Gespräch und Körperpsychotherapie. Ich freue mich, wenn es mir gelang, hier einen psycho-holistischen Blick auf Angstsymptome zu werfen, einen Teil des Hintergrundes anzuleuchten und therapeutische Möglichkeiten aufzuzeigen. |
6. Sind Sie gut Freund mit sich selbst?
Wie positiv ist Ihr Selbstbild?
Wie positiv ist Ihr Selbstbild?
Sind Sie gut Freund mit sich selbst?
Wie positiv ist Ihr Selbstbild? Sie meinen, Sie sind bereits gut mit sich selbst befreundet? Das können Sie ganz einfach testen:
Test: Ihre Selbstakzeptanz
Haben Sie diesen Test wirklich durchgeführt, mit allen drei Stufen, und konnten Sie locker und heiter bleiben? Herzlichen Glückwunsch! Sie brauchen nicht weiter zu lesen. Haben Sie den Test gemacht und in irgendeiner Hinsicht etwas Unangenehmes erlebt? Herzlichen Glückwunsch! Sie trauen sich dem Thema zu stellen und Ihren inneren Verurteilungen auf die Spur zu kommen. Gleich gibt es einige Tipps für Sie. Ist Ihnen schon beim Lesen des Tests mulmig geworden? Haben Sie es vermieden, ihn real durchzuführen? Herzlichen Glückwunsch! Sie merken, dass Ihnen ein Verbündeter fehlt, der absolut loyal und treu zu Ihnen hält, egal wie Sie sind, was Sie machen und wie es Ihnen innerlich geht: Sie selbst! Auch für Sie könnten die folgenden Tipps wertvoll sein. Übung Nr. 1: Wunsch und Wirklichkeit Nehmen Sie allerlei Aspekte Ihres Lebens auf´s Korn. Ich schlage Ihnen folgende Aspekte vor:
Überlegen Sie mal: Wenn Ihre beste Freundin, bester Kumpel, Ihr Kind oder Ihr Partner Ihnen diese Zahl nennt: Würden Sie ihnen eine höhere Lebenszufriedenheit wünschen? Wenn ja, dann sind Sie eingeladen, weiter zu machen. Wenn nein, ... na, dann ist ja alles in Ordnung. Sie können sich entspannen und Ihr Leben weiter genießen! Übung Nr. 2: Opfer sein Beschäftigen Sie sich gedanklich und gefühlsmäßig mit folgenden Aussagen:
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Welche Einstellung haben Sie zu Ihrem Leben? Wie stehen Sie zu den obigen Aussagen? Haben Sie eher den Eindruck ein "Opfer der Umstände zu sein" oder könnten Sie mit dem alten Nietzsche sagen: "Ja - So will ich es!" Übung Nr. 3: Druck rausnehmen Nehmen Sie sich für eine Woche lang vor, mindestens zweimal täglich laut zu sich selbst zu sagen: „Ja, so bin ich im Moment.“ Empfehlenswerte Momente sind:
Sie urteilen nicht, sie beschämen nicht, sie bestrafen nicht. Sie vertrauen darauf, dass, Sie Ihr eigenes Verständnis entwickeln und damit auch eine Entwicklung "zum Guten" bei Ihnen stattfinden kann. Das heißt nicht, dass Sie sich auf Ihren Fehlern ausruhen sollten. Aber eine solche Instanz in sich zu haben, eine ideale Mutter oder eine „gute“ beste Freundin oder einen besten Kumpel, die oder der zunächst einmal einfach nur bejaht, dass Sie zur Zeit so sind, ist die absolute Voraussetzung für natürliche und fruchtbare Entwicklungen. Denn unter Druck sind Sie so geworden. Und noch mehr Druck, den Sie sich selbst machen, hat bisher nicht zu mehr Lebenszufriedenheit geführt, nicht wahr? Marshall B. Rosenberg hat den Satz geprägt: Menschen sind nicht – Menschen werden. Schaffen Sie also die Voraussetzung dafür, dass Sie werden können! Übung Nr. 4: Ihr Lebensgarten
Ein Beispiel: Andere richten darüber, wie schön ich bin Sie finden heraus, dass in Ihrem Lebensbereich: Aussehen, Figur, Outfit zu viele andere Menschen herum trampeln. Vielleicht finden irgendwelche Menschen, dass Sie zu dick oder zu flachbrüstig, zu groß oder zu klein, etc. sind. Sie alle gehören hinausgeworfen aus Ihrem inneren Garten. Finden Sie die Stellen, wo Ihr Zaun Lücken hat („Die hat mich so komisch angeschaut“ oder „Mama bestand immer darauf, dass ich ein adrettes Kleidchen an hatte“) und schließen Sie die Lücken rigoros. Aussehen, Figur und Outfit sind in erster Linie Ihr Selbstausdruck und dienen Ihrem Leben, indem sie Spaß machen und Befriedigung bieten. Und wenn Sie daran etwas ändern möchten, dann sollte die Änderung IHNEN entsprechen, und nicht irgendwelchen Menschen, denen Sie Macht über sich einräumen, nicht wahr? Noch ein Beispiel: Der Familienbereich ist zu trocken Es kann sein, dass Sie, wenn Sie so als Gärtner durch Ihren Lebensgarten schlendern, bemerken, dass der Bereich: Familiäre Situation viel zu trocken ist, ja, er verdorrt schon fast. Untersuchen Sie das näher! Geht jeder in der Familie eigene Wege? Gibt es wenig Anteilnahme an den anderen? Haben alle zu wenig Zeit? Herrscht die große Sprachlosigkeit? Überlegen Sie als Gärtner, wie Sie mehr erfrischendes Wasser hinein leiten können. Vielleicht fragen Sie einfach mal ganz interessiert, wie es den anderen eigentlich so geht. Nehmen Sie sich richtig Zeit zuzuhören? Welche Vorschläge haben Sie, wie Sie und die anderen Familienmitglieder (zunächst ein wenig) Zeit auf ganz angenehme Weise miteinander verbringen können? Überschwemmen Sie den Boden nicht gleich, er muss erst aufweichen, damit er das Gießwasser aufnehmen kann! Ich hoffe, die innere Haltung als Gärtner, der sich hingebungsvoll um Ihren Lebensgarten kümmert, hilft Ihnen, liebevoll, klar-sichtig, kreativ und aktiv verbessernd mit sich selbst umzugehen. Denn das hat jeder Garten und jedes lebendige Wesen verdient – auch Sie! |
7. Tinnitus: Was Sie selbst tun können
Tinnitus: Was Sie selbst tun können
Das Piepsen, Klingeln oder Pfeifen im Ohr auszuhalten, strapaziert die gute Laune und die Nerven. Besonders die Hilflosigkeit, das Gefühl, dem Lärm im Ohr ausgeliefert zu sein, belastet die Betroffenen enorm.
Die Ursachen für Tinnitus sind sehr vielfältig. Deshalb ist zunächst die Abklärung von ärztlicher Seite unbedingt nötig. Und denken Sie dabei auch an mögliche Verschiebungen der Halswirbel, was nur ein Orthopäde, Physiotherapeut oder Osteopath genauer feststellen kann. Ist die Ursache gefunden, bekommen Sie von Ihrem Arzt Behandlungsvorschläge. Verspannungen als Ursache: Das können Sie selbst dagegen tun Wenn alle anderen organischen Ursachen ausgeschlossen sind, bleibt noch die Möglichkeit, dass Ihr Tinnitus von starken Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich mitbedingt wird. Die angespannten und zusammengezogenen Muskeln können die Blutgefäße in diesem Bereich so zusammendrücken, dass das Innenohr nicht mehr genügend mit Sauerstoff versorgt wird. In diesem Fall können Sie selbst etwas unternehmen, um Ihre Ohrgeräusche zu milden. Möglichkeit 1: Bewegungskurse buchen Sie melden sich zu einem Bewegungstraining an. Das kann Rückentraining sein, Gymnastik, Yoga, Pilates, Feldenkrais oder jede andere Bewegungsart – Hauptsache, Sie können sich damit anfreunden. Damit erreichen Sie nach einiger Zeit eine Lockerung der zu festen Muskulatur. Außerdem ist die regelmäßige Bewegung der ideale Ausgleich, falls Sie, wie so viele Menschen, beruflich bedingt und am Feierabend aus Bequemlichkeit, viel zu viel sitzen und sich ansonsten zu wenig bewegen. Auch die oft einseitige Haltung und Belastung bei Computer-Arbeit trägt zu den Verspannungen im Schultergürtel und Nackenbereich bei. Die Vorteile, für Kurse zu bezahlen und in einer Gruppe zu trainieren, liegen auf der Hand: Sie helfen als Motivationsunterstützung, auch wirklich regelmäßig zum Training zu gehen, auch wenn Sie eigentlich gar keine Lust haben. Möglichkeit 2: Zuhause trainieren Sie möchten lieber für sich zuhause ein Bewegungsprogramm in Ihren Alltag integrieren? Es gibt eine Vielzahl von geeigneten Übungen, um den Nacken- und Schulterbereich zu lockern, damit das Blut wieder ungehindert zirkulieren und Ihr Innenohr versorgen kann. Einige wichtige Informationen zum selbständigen Üben vorweg: Immer zuerst Lockern und Aufwärmen! Am Anfang einer Übungseinheit sollten Sie sich unbedingt lockern und aufwärmen. Das geht am einfachsten mit etwas flotter Musik, zu der Sie sich nach Lust und Laune bewegen. Schütteln Sie sich und lassen Sie Arme und Beine „fliegen“. Wichtig ist, dass Sie vom Boden hochkommen, also hüpfen und hopsen Sie. Dadurch werden Ihre Muskeln warm und der Kreislauf kommt in Schwung. |
Niemals ruckartig dehnen!
Fürs Dehnen gilt: In jede Dehnung gehe Sie langsam hinein und ebenso langsam wieder hinaus. Nur dehnen bis zu der Grenze, an der Sie muskulären Widerstand oder beginnenden Schmerze spüren. Genau bis zu dieser Grenze dehnen Sie, damit Sie keinen muskulären Schutzreflex auslösen, der die Verspannung nur verstärken würde. Übung: Rennpferd (Kopfdrehen) Gehen Sie gemächlich im Raum herum. Stellen Sie sich dabei vor, Sie wären ein Rennpferd nach dem Rennen und dürften nun den Kopf ganz weit nach vorn schieben. Lassen Sie ihn beim Gehen leicht mitnicken, so, wie es auch Pferde tun. Alle Dehnungen halten Sie für etwa fünf Atemzüge. - Schieben Sie während des Gehens das Kinn nach vorn. - Dann schieben Sie die Stirn nach vorn. - Dann lassen Sie den Kopf maximal hängen. Alle Dehnunen machen Sie hintereinander, insgesamt drei Zyklen. Grundstellung für Übungen im Stehen Verteilen Sie Ihr Gewicht auf beide Füße, die etwa schulterbreit auseinander stehen. Den Körper richten Sie gerade auf. Achten Sie darauf, dass Ihre Schultern locker hängen und dass Ihre Knie nicht nach hinten durchgedrückt sind, sondern flexiblen Spielraum haben. Armpendeln In der Grundstellung drehen Sie Ihren Oberkörper hin und her, erst langsam, dann schneller und dann allmählich ausklingend. Dabei lassen Sie die Arme locker pendeln. Diese können ruhig, wenn Sie den Oberkörper schwungvoll drehen, gegen den Körper tippen. Armpendeln im Bücken In der Grundstellung lassen Sie erst den Kopf, dann die Schultern und den Rücken nach vorn sinken, bis der Oberkörper samt Kopf locker vom Becken Richtung Boden hängt. Die Arme hängen locker. Nun geben Sie mit dem Oberkörper kleine Impulse in die Arme und lassen diese in alle möglichen Richtungen pendeln. Machen Sie kleine Kreise, größere Hin- und Herschwünge, vor und zurück, auch asymmetrisch, so dass jeder Arme eigene „Figuren“ pendelt. Für etwa zwei Minuten oder solange es Ihnen angenehm ist. Lassen Sie zum Schluss die Arme langsam auspendeln und richten sich dann auf. Dafür stellen Sie sich vor, Sie stellen vom Becken aus einen Wirbel auf den anderen. Der Kopf kommt also als Letztes nach oben. Nehmen Sie sich einen Moment zur Orientierung. Armkreisen In der Grundstellung machen Sie eine Hand zu einer leichten Faust und pendeln den Arm neben dem Körper nach vorn und hinten, erst langsam, dann schneller, bis Sie einige vollständige Kreise mit dem Arm machen, danach langsam auspendeln. Noch ein Durchgang mit diesem Arm, wobei Sie die vollständigen Kreise diesmal in die andere Richtung ziehen. Dann führen Sie die Übung mit dem anderen Arm durch. Zum Schluss mit beiden Armen gleichzeitig vollständige Kreise machen, erst in die eine, dann in die andere Richtung. Diese kleine Übungsserie dauert etwa 15 Minuten. Wenn Sie sie eine Weile lang jeden Tag einmal durchführen, vielleicht auch zweimal, morgens und abends, dann wird sich Ihre Nacken- und Schultermuskulatur langsam lockern, Sie werden mehr Energie haben, und die Chancen stehen gut, dass sich Ihr Tinnitus abmildert. Viel Erfolg dabei! Die Übungen stammen aus der Bioenergetik. Im Therapeutenfinder können Sie sich genauer über diese wichtige und interessante Methode aus der Körperpsychotherapie informieren. |
8. Streit schlichten: Verstehen statt Streit und Rechthaberei
Streit schlichten: Verstehen statt Streit und Rechthaberei
Wenn Menschen miteinander streiten, hat jeder der Gesprächspartner das drinegnde Bedürfnis, vom jeweils anderen verstanden zu werden. In diesem Artikel stelle ich Ihnen eine Methode des Paraphrasierens vor, mit der Sie strittige Themen in ein verständigungsorientiertes Gespräch überführen.
Dieser Artikel soll eine Anleitung sein, wie Sie diese Gesprächsform "auf die Spitze treiben können" und in kurzer Zeit wieder eine beiderseits wohlwollende Verbindung zu Ihrem Streitgegner herstellen können.
Dieser Artikel soll eine Anleitung sein, wie Sie diese Gesprächsform "auf die Spitze treiben können" und in kurzer Zeit wieder eine beiderseits wohlwollende Verbindung zu Ihrem Streitgegner herstellen können.
Kurzer Verzicht aufs Recht haben
Es gibt nur eine einzige Voraussetzung: Sie verzichten für genau fünf Minuten darauf, Recht zu bekommen, sondern investieren diese Zeit darin, Ihren Streitgegner zu verstehen. Der konkrete Vorteil für Sie wird darin bestehen, dass Sie anschließend mehr Chancen als jemals zuvor haben, von Ihrem Streitgegner ebenfalls verstanden zu werden. Mein Tipp: Probieren Sie es wenigstens einmal, besser noch zwei- bis dreimal mit einer Person aus, der Sie freundschaftlich verbunden sind und lassen Sie sich ein detailliertes Feedback dazu geben. Ihr freundschaftlicher Gesprächspartner sollte auch Ihnen mindestens einmal für Ihre Ansichten 5 Minuten Feedback geben, damit Sie eine Erfahrung damit machen, wie unglaublich wohltuend und entspannend – und Sympathie erzeugend! – es ist, wenn jemand Ihnen genau zuhört und sich um Verständnis bemüht. Mit diesen rückenstärkenden Erfahrungen - und erst dann! - gehen Sie in das Gespräch mit einem Streitgegner. Das kann jedermann sein: Partner, Kind, Elternteil, Nachbar, Beamter, Chef, Kollege, Ex... Die Kunst des Verstehens oder "wie Sie sinnlose Streitgespräche vermeiden können"
Liste der Satz-Anfänge:
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Folgender Satzanfang sollte immer zum Schluss kommen, d.h. wenn Sie Ihr Verständnis dessen, was er Ihnen sagen wollte, bereits formuliert haben:
Ein Beispiel dazu: „Du bist enttäuscht, weil Du davon ausgegangen bist, dass wir diesen Film zusammen anschauen.“ Und nicht: „Du bist enttäuscht, weil ich Dir versprochen hatte, den Film zusammen anzuschauen.“ Machen Sie eine kurze Aussage. Fangen Sie dann einen neuen kurzen Satz mit einem der Satzanfänge an. Kurze Aussagen haben den Vorteil vom Gesprächspartner leichter und genauer erinnert zu werden, als lange und komplizierte Schachtelsätze!
Sie können sich also vorher, währenddessen und hinterher als der wertvolle, generöse, großzügige und souveräne Mensch fühlen, der Sie ja in Ihrem Herzen auch sind. Diesen Lohn nehmen Sie auf jedem Fall mit! Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie anrührende und Verbindung schaffende Erfahrungen mit diesem „Extrem-Paraphrasieren machen! |
9. Sport: Gesund oder Leistungsfalle?
Eine Betrachtung aus psychologischer Sicht
Eine Betrachtung aus psychologischer Sicht
Sport: Gesund oder Leistungsfalle?
Eine Betrachtung aus psychologischer Sicht
- mit Tipps für Eltern Sport als Trend Zur Zeit gilt in unserer Gesellschaft das Motto: „Sport ist nicht nur gesund – Sport muss sein!“. Es gab lange Zeitphasen, da wurde das ganz anders gesehen: Körperliche Anstrengung galt als ungesund und verschleißend und war ein herabsetzendes Merkmal der niederen Kasten, der Knechte und Mägde. In gehobenen Kreisen bewegte man sich auch beim Tanzen gemessen, und zarte Glieder wie auch fette Bäuche waren hoch angesehene Privilegien, ein Merkmal für Wohlstand. Natürliche Bewegungsfreude Beide Standpunkte haben, psychologisch gesehen, etwas leicht Ungesundes an sich. In beiden fehlt das Element Lust; stattdessen wird ein Zwang oder ein Verbot vorgegeben, das keine Rücksicht auf individuelle Veranlagung und Begeisterungslage nimmt. Kinder sind von Natur aus bewegungsfreudig. Auf jedem Spielplatz können die natürlichen Bewegungsabläufe und auch die Gestaltung von Ausruh- und Tobephasen beobachtet werden. Unzähligen Menschen ist die Bewegungsfreude schon in der Kinderzeit durch das Stillsitz-Gebot in der Schule einerseits und den Bewegungszwang im Sportunterricht andererseits ein für allemal ausgetrieben worden – fatal, denn viele Erkrankungen (zum Beispiel des Herz-Kreislaufsystems) und psychische Beeinträchtigungen (zum Beispiel Schlafstörungen) haben ihre Ursache in der verhinderten Selbstregulation des Bewegungsdrangs. Übertrainiert! Die negativen Folgen von übertriebenem sportlichen Ehrgeiz und einem Trainingsprogramm, das die individuellen körperlichen Fähigkeiten überfordert und die Faktoren Lust und Freude an der Bewegung rücksichtslos übergeht, sind bekannt: Knochenbrüche, Sehnenabrisse, sehr schmerzhafte Muskelfaserrisse, Prellungen und Verstauchungen sowie im mittleren Alter, wenn das Training zu schnell zurückgefahren wird, ein Sportlerherz, das eine dauerhafte Schädigung darstellen kann. |
Bei übertrainierten Kindern, Jugendlichen und Leistungsportlern ist aber auch das Burn Out-Syndrom bekannt, bei dem nicht nur die Leistung stark zurückgeht, sondern auch depressive Verstimmungen und emotionale Unausgeglichenheit vorkommen.
Was Eltern tun können Auf der anderen Seite steht die tiefe Befriedigung, die wirklich gute sportliche Leistungen schenken und die nur durch eine kontinuierliche Disziplin erreicht werden können. Wie können Eltern die Bewegungsfreude ihres Nachwuchses auf gesunde Weise fördern und unterstützen? Vorleben statt antreiben Kleine Kinder finden toll, was ihre Eltern toll finden. Wer sich also schon früh gemeinsam mit den Sprösslingen regelmäßig sportlich bewegt, eröffnet ihnen eine selbstverständliche Option auch für das spätere Leben. Die Kinder sind schon größer und leider durch Ihr Vorbild zu Faulsäcken geworden? Bitten Sie sie um unterstützende Gesellschaft bei Ihrem eigenen Sport, den Sie jetzt einrichten! (Das ist natürlich eine Sportart, die alle in der Familie interessant finden können!) Spielsport bevorzugt (zum Beispiel Ballsportarten) Spielen und gewinnen, sich mit anderen Menschen messen, blitzschnelle Interaktionen gestalten macht den meisten Kindern mehr Spaß als gegen die Uhr oder für Bewertungspunkte kämpfen. Die Bewegungsabläufe bei Spiel-Sportarten sind vielfältig und den natürlichen Abläufen sehr nahe. Die Selbstregulation von Ausruhen und Toben hat mehr Raum, gerade in Mannschaftsspielen mit Austauschsspielern. Soziale Fähigkeiten wie Wahrnehmung des anderen, Team-Aufgaben verteilen und erfüllen, sich miteinander abstimmen, ein Ziel gemeinsam erreichen werden ganz nebenbei prima trainiert. Ausgleich beachten Eltern tun gut daran, ein Auge auf die Trainingseinheiten ihrer Kinder zu haben. Bei aller Begeisterung sind für Schulkinder bis etwa 14 Jahre drei Trainingstage mit intensiver Anstrengung in der Woche genug. Denn Hochleistungssport kann auch missbraucht werden zum möglichst häufigen Adrenalin-Kick, woraus tatsächlich eine Sucht entstehen kann. Das häufige Adrenalin-Hoch im Körper bewirkt wie jede andere Substanzabhängigkeit einen veränderten Bewusstseinszustand, in dem alltägliche Probleme und unangenehme Stimmungen weit weg scheinen. Wenn der Adrenalinspiegel dann fällt, sind diese in voller Größe und ungelöst wieder da, zusätzlich zu der etwas gedämpften Gemütslage, die sich nach großen Anstrengungen einstellt. Entspannung genießen und Unternehmungen mit anderen, den Kopf für die Schule anstrengen, Probleme lösen lernen und im Umgang mit Menschen geschickt werden sind Lebensbereiche, die für Kinder und Jugendliche einen ebenso hohen Rang wie gute Leistungen im Sport haben sollten. Nur so kann sich eine Persönlichkeit entwickeln, mit der einem als junger Erwachsener viele Wege offen stehen. Die Dosis macht die Medizin, und ebenso macht die rechte Sport-Dosis die Gesundheit. Und die richtige Dosis ist für jeden Menschen unterschiedlich! |
10. Was aus dem Hintergrund auf uns einwirkt
Was aus dem Hintergrund auf uns einwirkt
Ganzheitlichkeit umfasst nicht nur All-das-was-ist-und-sein-könnte, sondern auch all das, was geschieht. Da so viele Vorgänge simultan beziehungsweise gleichzeitig geschehen, unser Bewusstseins-Fokus jedoch in jedem Moment nur eine begrenzte Menge an Faktoren wahrnehmen oder aufnehmen kann, ist der Begriff der Ganzheitlichkeit ein Ideal.
Sprache, die ja ein Medium des "Eins nach dem Anderen" ist, bietet also nur sehr unzureichende Möglichkeiten, um sich über Ganzheitlichkeit auszutauschen. Daher beschränke ich den Fokus dieses Artikels auf einige Aspekte dessen, was auf Menschen einwirkt (was also "Wirk - lichkeit" schafft). Auch sie gehören zu den Wirkfaktoren des "Großen und Ganzen" und können die Fortschritte unserer Klienten und Patienten Richtung Gesundung behindern, gerade weil sie subtil und allgegenwärtig sind und von dem Kollektiv, indem wir uns bewegen, für selbstverständlich gehalten werden. Das macht ihre Hinterfragung so schwierig, denn die Faktoren, die ich im Folgenden vorstelle, gehören zum (Hinter-)Grund und nicht zur Gestalt. Sie bilden also Kontext, der bekanntlich die Bedeutung des Vordergrundgeschehens modifiziert. Dabei ist die Empfänglichkeit für und die Stärke der Reaktionen auf diese Botschaften natürlich individuell ganz unterschiedlich: Je weniger abgegrenzt und je mehr Bereitschaft zur Fremdbestimmtheit ein Mensch ist, desto intensiver dürfte die Wirkung solcher kollektiven Signale auf ihn sein. Mit folgenden Beispielen möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf solche Wirkfaktoren lenken: 1. Die Einladung zur Allergie 2. Stillgelegte Füße 3. Der pünktliche Tod 1. Die Einladung zur Allergie Die rasante Zunahme von Allergien ist nicht restlos geklärt. Es gibt viele Vermutungen, und wahrscheinlich viele verschiedene Ursachen, die dafür zusammenkommen. Ich meine allerdings zu beobachten, dass die unbewusste Bereitschaft dafür, ungelöste innere Konflikte und Probleme durch Allergiesymptome auszudrücken, sehr unterstützt wird durch die selbstverständliche kontinuierliche Veröffentlichung der Allergie-Wetterberichte inklusive der Pollenflug-Warnungen. Dies signalisiert, dass es so viele Menschen gibt, für die solche Berichte wichtig sind, dass es sich vielleicht sogar um eine Mehrheit handeln könnte. Das subtile Signal der Allergiewetterberichte ist also: "Gehöre dazu - sei In - leg dir auch eine Allergie zu!" Den Hintergrund für diese Bereitschaft bildet, so meine ich, die Hoffnung, dass durch die kollektive Akzeptanz für Allergien die Chance auf Verständnis für die tieferen Seelennöte wächst, die Allergie also ein Ausdrucksmittel, eine verständliche Sprache sein könnte. 2. Stillgelegte Füße Unsere Füße sind hochsensible Wahrnehmungsorgane auf der Instinktebene: Sie dienen uns dazu, uns in jedem wachen Moment einen permanenten Zustandsbericht über unseren Standort und seine Qualität zu liefern. Sie setzen unsere spontanen, impulsiven und instinktiven Regungen sofort und ohne Umweg über die bewusste Steuerung in Bewegungsimpulse um. Unsere inneren Regungen sind natürlich auch Reaktionen auf unseren aktuellen Standpunkt beziehungsweise Aufenthaltsort. Das macht deutlich, wie zentral unser Instinkt-Selbst und unsere Füße wechselseitig miteinander verbunden sind. |
Damit dieses Wechselspiel einigermaßen ungestört geschehen kann, so, wie wir es im Tierreich beobachten können, wäre es allerdings notwendig, dass:
a. die Füße sich ungehindert, vielfältig und situationsangemessen in ihren Gelenken bewegen können b. der Untergrund, mit dem die Füße Kontakt haben, unterschiedliche Strukturen und Qualitäten aufweist, also Aufschluss zur Qualität des Ortes gibtc. genügend Zeit zur Verfügung steht, um die eigenen Impulse und die realen aktuellen Umweltbedingungen miteinander koordinieren zu können. c. genügend Zeit zur Verfügung steht, um die eigenen Impulse und die realen aktuellen Umweltbedingungen miteinander koordinieren zu können. Alle drei Bedingungen werden in der Regel in unserer Zivilisation nicht erfüllt: zu a.: Schon von klein auf bekommen unsere Kinder Schuhwerk mit festen Sohlen und Seitenwänden, die kaum Bewegungsspielraum für die vielen kleinen Gelenke im Fuß lassen. Im Unterschied zu etlichen Naturvölkern wird von unseren Kindern erwartet, dass sie sich ab dem ersten Lebensjahr auf ihre Füße stellen und zügig das Gehen, auch über längere Strecken, erlernen. Dazu braucht natürlich der weiche Kinderfuß Hilfe durch einen festen Schuh. (Viele Kinder in Naturvölkern werden von den Großen bis zum Alter von etwa vier Jahren auf Wunsch getragen und geschleppt, so dass die Kinder das Laufen ohne Erwartungsdruck lernen können) zu b.: Unsere Umgebung ist für unsere Füße extrem reizarm geworden: Straßenpflaster, Asphalt, Beton und Fliesen bilden einen harten, nicht federnden und fast vollkommen planen Untergrund (wobei auch Teppichboden oder Holzfußboden über Beton nicht viel mehr Abwechslung bietet), der unsere Füße und damit auch unsere Instinkte einschläfert und betäubt. Das ist sehr praktisch, denn dadurch halten wir es auch dort unglaublich lange aus, wo es uns eigentlich nicht gut geht oder wo wir leiden. Unsere Fluchtimpulse sind schlichtweg nicht mehr spürbar, oder erst dann, wenn der Leidensdruck nicht mehr zu ignorieren ist. Zu c.: Gemessen an den Bedingungen in freier Natur bewegen wir uns in einer gefahrenarmen Umgebung, zumindest was, wie beschrieben, den Untergrund betrifft, auf dem wir uns bewegen. Das ermöglicht es uns, während wir uns bewegen, abgelenkt zu sein von der unmittelbaren Wahrnehmung unsere Umgebung und unserer Reaktionen darauf durch die vielen Gedanken, denen nachzuhängen wir uns erlauben können. Da gibt es die Sorte: "Was muss ich noch alles erledigen und was darf ich nicht vergessen? " Eine andere Gedankensorte: " Was sollen denn die Leute denken (zum Beispiel: wenn ich jetzt weglaufe)?" In unserer Zivilisation ist also der Kontakt zu unseren Instinkten und unserem Boden zweifach versiegelt. Das ist eines der allgegenwärtigen und als selbstverständlich hingenommenen Merkmale einer verdrängenden Gesellschaft mit all den bekannten Auswirkungen. 3. Der pünktliche Tod Quer durch alle Medien und oft genug auch auf Grund persönlicher Erfahrungen mit alten, kranken oder verunfallten Angehörigen wird uns permanent nachdrücklich vor Augen geführt, wie unglaublich kostbar ein Menschenleben ist und wie unermüdlich, zur Not unter Einsatz komplexer Technik um dessen Erhalt gekämpft wird, selbst wenn dieser Kampf in manchen Fällen jedem Gefühl für Verhältnismäßigkeit und einem Tod in Würde entgegensteht. Das könnte bei vielen Menschen zu der unterschwelligen und beruhigenden Vermutung führen, selbst ihr Leben wäre, zumindest auf einer bestimmten Ebene, wertvoll. Als umso verwirrender muss doch dann, speziell von den älteren Semestern, die Diskussion um den so furchtbar schief laufenden Generationenvertrag erlebt werden. Die wenigsten Menschen fallen anderen gern zur Last, verschlechtern die Lebensumstände von anderen und machen sich auf diese Weise schuldig. Da wäre der pünktliche Tod kurz nach Erreichen des Rentenalters eine Forderung, die empfindliche Gemüter sich aus den ständigen sorgenvollen Diskussionen um die zukünftigen Renten herleiten könnten - wenn da nicht die Bilder von uralten Menschen wären, die nur noch von Geräten am Leben gehalten werden. Das tiefe Bedürfnis im Menschen, zum Gelingen der Gemeinschaft beizutragen und Erwartungen gerecht zu werden, könnte durch solche widersprüchlichen Botschaften nachhaltig irritiert und desorientiert werden. Es gibt natürlich noch unzählige Aspekte im Hintergrund, die subtil und permanent auf uns einwirken, und auf die wir als Therapeuten unser Augenmerk oft nicht richten, weil das Geschehen im Vordergrund, die aktuellen und chronischen Probleme, die unsere Klienten quälen, unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Mit diesen Ausführungen möchte ich Sie einladen, ab und zu den Blick zu heben und ihn ein wenig in die Ferne, hinter die Kulissen schweifen zu lassen. Denn das Befinden unsere Klienten wird ebenso wie unser eigenes vom Grund, vom Kontext gefärbt und mit definiert. Auch das gehört meiner Meinung nach zu einer ganzheitlichen Betrachtungsweise und Vorgehensweise in der Psychotherapie. |
11. Ohne Grund und ohne Halt:
Frühe Störungen und Defizite in der Ich-Struktur
Frühe Störungen und Defizite in der Ich-Struktur
Ohne Grund und ohne Halt:
Frühe Störungen und Defizite in der Ich-Struktur Gerade Anfänger-Therapeuten machen sich, frisch ausgebildet und vielleicht mit den ersten Lorbeeren der bestandenen Prüfung bekränzt, frohgemut und zuversichtlich ans Therapieren. So schlimm kann es ja nicht werden, nachdem unter der beaufsichtigenden Obhut der Ausbildungsleiter die Übungstherapien ja auch ganz gut geklappt haben….
Viele Einsteiger klagen dann in ihrer Supervision darüber, dass ihre ersten Klienten wirklich schwere Belastungen mitbringen, denen sie sich eigentlich noch nicht gewachsen fühlen. Das hat immerhin den Vorteil, genau orten zu können, woher Gefühle wie Schwere, Unzulänglichkeit und Angst vor Versagen kommen. Sie sind meistens eine Mischung aus eigenen Reaktionen und intuitiver Wahrnehmung des Befindens des Klienten. Andere haben das Glück(?), dass die ersten etwa zehn Klienten einigermaßen handhabbare Probleme mitbringen, deren Begleitung und Lösung die Sicherheit und das Zutrauen des Therapeuten zunächst einmal stärkt. Unerklärliche Erschöpfung Umso rätselhafter kommt es diesen Kollegen dann vor, wenn sie feststellen, wie erschöpft sie nach manchen Sitzungen sind und mit welchem Widerwillen sie sich in manche anderen Sitzungen schleppen. Und dass auch sie starke Empfindungen von nicht gut genug sein oder nicht genug geben können, von Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit erleben. Solche Erlebnisse sind sowohl quälend als auch erklärbar, und Therapeuten, die diese Dynamiken rechtzeitig durchschauen, können den Umgang damit lernen und müssen nicht die Flinte ins Korn werfen: Meistens handelt es sich um defizitäre Bereiche im Klienten, die er oder sie sich noch nicht bewusst machen kann. Defizite Frühe Versorgungs- und Kontaktdefizite wirken in etwa 60 Prozent (meine persönliche Schätzung) der Lebensprobleme, mit denen ein Therapeut aufgesucht wird, aus dem Hintergrund mit. Bewusst und aussprechbar wird dieses Leid jedoch meist erst nach einiger Zeit der Arbeit miteinander. Solange ist das Befinden des Therapeuten im Kontakt mit diesem Klienten wie eine Art Resonanzkörper; die entstehenden Schwingungen und Stimmungen können als diagnostische Hilfestellung genutzt werden, vorausgesetzt, der Therapeut lernt, die eigene Thematik und die des Klienten zu unterscheiden. |
Das ist gar nicht so einfach, da der Therapeut ja für genau die unterschwelligen Signale empfindlich ist, für die er aufgrund seiner eigenen Thematik auch empfänglich ist.
Frühe Defizite sind eine Hauptursache für spätere Depressionen, für Substanzsüchte, für Partnerschaftsprobleme aller Art und für Schwierigkeiten, ein Existenzniveau zu erreichen, das den tatsächlichen Veranlagungen entspricht. Die Betroffenen haben vor allem Gefühle wie Haltlosigkeit, Sehnsucht nach einem Prinzen und Erlöser beziehungsweise nach einer ‚sich um alles kümmernden, präsenten, aber nicht fordernden Frau', also einer Art Übermutter; Einsamkeit, Isoliertheit, Wertlosigkeit, Mutlosigkeit, Resignation und Kraftlosigkeit, allgemeine Empfindlichkeit und mangelnde Robustheit und Vitalität. Verschleierungen Oft sind diese Bereiche vor ihnen selbst verborgen hinter einer Fassade aus Leistungswille, Unnahbarkeit, einer „Es ist alles in Ordnung“ – Haltung nach außen. Kommen solche Menschen in die Therapie, klammert sich ein (noch unbewusster) Teil an den endlich gefundenen Halt beim begleitenden Gegenüber und fängt an zu saugen. In Therapeutenkreisen sind solche Klienten, man ahnt es schon, als „Energievampire“, „Zecken“ und „Kraftabpumper“ bekannt. Das sind zwar präzise beschreibende Begriffe, jedoch der negative Beiklang tut den Klienten unrecht. Sie würden, wenn sie es könnten, ihre Kraft und ihren Halt lieber selbst erzeugen und bilden. Genau deswegen kommen sie: Weil ihre innere Verwaltung in der Therapie eine Chance sieht, sich des Mangels bewusst zu werden und durch tragenden Kontakt eine Nachnährung und einen „Boden“ zu bilden (mit dem wörtlichen Anklang, mit dem Boden auch einen Grund zum Leben zu finden). Fördern und Fordern Der Therapeut hat die Aufgabe, nach erfolgter Vertrauensbildung und nach der Etablierung eines klaren Arbeitsbündnisses gewissermaßen im Reißverschlussprinzip die Balance zwischen Bewusstwerdung, Fordern, Fördern und Nähren zu finden. Denn nur zu geben hilft meistens nicht viel weiter, da die inneren Kapazitäten anfangs noch nicht ausreichen, um das Angebotene überhaupt zu erkennen und dann noch zur tatsächlichen Nachnährung auszuwerten. Vergleichbar ist das mit dem Ertrinkenden, der panisch um sich schlägt und so seine Rettung verhindert oder der sich so anklammert, dass er den Retter mit sich unter Wasser zieht. Menschen mit frühen Defiziten machen übrigens häufig in kompetent geleiteten Therapiegruppen recht zügige Fortschritte. Dort geht manches einfacher oder von selbst, was in Einzelsitzungen eher zäh und mühsam erreicht wird. Ideal ist die Kombination von Einzel- und Gruppenarbeit. Therapeutische Tools Es gibt eine ganze Palette von Wahrnehmungs- und Fragemöglichkeiten, um frühe Defizite ‚einzukreisen’ und Interventionen, um mit ihnen förderlich zu arbeiten. Das wären zum Beispiel Rollenspiele, biodynamische Massagen, Aufstellungsarbeit, Gruppenspiele und mittels spezieller Gesprächsstile Zusammenhänge von aktuellen Symptomen mit der frühen Lebensgeschichte herstellen. Die eigene Befindlichkeit während und nach den Sitzung zu beachten, lohnt sich also für alle, die professionell mit Menschen zu tun hat, um sicherer, angenehmer und erfolgreicher arbeiten, wenn sie frühe Störungen auch frühzeitig erkennen und kompetent damit umgehen können. |
12. Sind Sie ein "Gesprächsopfer"?
Gesprächsgewalt - So wehren Sie sich!
Gesprächsgewalt - So wehren Sie sich!
Sind Sie ein "Gesprächsopfer"?
Gesprächsgewalt - So wehren Sie sich! Ein Gespräch ist mit einem Ballspiel vergleichbar, entweder mit einem oder mit mehreren Partnern. Wer etwas sagt, wirft den Ball. Wer darauf antwortet, hat ihn aufgefangen und spielt ihn zurück. Für Gespräche gibt es unterschiedliche Anlässe:
Im schlimmsten Fall fühlen Sie sich dabei oder hinterher klein, unterlegen, unfähig, blockiert, missachtet und/oder verwirrt. Daran erkennen Sie, dass Sie das Opfer von Gewalt geworden sind, die durch das Gespräch ausgeübt wurde. Die häufigsten "Tatorte"
Motivation für Gesprächsgewalt Der Gewaltausübende hat immer eins von zwei Motiven, oder beide:
Im Folgenden stelle ich Ihnen 13 der häufigsten Strategien vor, durch die sich der Gesprächspartner hilflos und einfach mies fühlen soll. Die gute Nachricht: Es gibt sehr einfache Gegenstrategien! Diese verrate ich Ihnen natürlich ebenfalls. Einfache Gegenstrategien Hier schon einmal die wichtigsten, die für alle Gesprächssituationen gelten:
Die häufig eingesetzten "Gesprächswaffen" Hier nun die beliebtesten "Gesprächswaffen" im Überblick: 1. Schweigen 2. Überschütten - Brüllen - Weggehen 3. Vorwürfe - Anklagen 4. Unterstellungen 5. Interpretationen 6. Beschimpfen 7. Bedrohen 8. Wiederholen 9. Rhetorische Fragen 10. Intime Fragen 11. Scheinheilige Fragen 12. Mit Mehrheiten arbeiten 13. Unter Zeitdruck stellen 1. Schweigen Damit sollen Sie verunsichert, aber auch zu unbedachten Äußerungen gebracht werden, die dann gegen Sie verwendet werden können. Hintergründe Schweigen des Gegenübers ist, als ob er den Ball vor seinen Füßen ablegt und sich nicht mehr bewegt. Sie können nun herumreden (ihm eigene Bälle zuwerfen, in der Hoffnung, dass das Spiel weitergeht) oder Ihrerseits etwas fragen, um ihm den Ball zu entlocken. In unserer Gesellschaft ist Schweigen in Gesellschaft eine Art Tabu. Die meisten Menschen empfinden Schweigen wie ein Vakuum, in das sie hineinreden müssen, sonst fühlen sie sich unbehaglich und angespannt. Wer im Gespräch schweigt und den anderen zum Reden bringt, steuert nicht nur, er demonstriert auch die Überlegenheit seiner Nervenstärke: Ein Merkmal des "Alphatiers" ist es, Spannung aushalten zu können und sie nicht ausagieren zu müssen. Wer das Schweigen nicht aushält, befindet sich in der inneren Situation eines Kindes, dem der lebensnotwendige Kontakt zu Mutter oder Vater entzogen wird. Zuende gedacht, bedeutet das Angst vor der Vernichtung, die verlassenen oder bedrohten sehr kleinen Kindern droht. Mit einem schweigenden Gegenüber wissen wir nicht mehr, mit welcher Stimmung wir es zu tun haben und was gleich passieren könnte. Wir verlieren den Kontakt und den "Faden". Desorientierung ist ein wirksamer Trigger für alte, aber noch vorhandene Erregungen und Ängste aus Kindheitssituationen. Gegenstrategien Üben Sie selbst schweigen und schweigen Sie im Ernstfall zurück! Das gilt besonders, wenn Sie zu einem Gespräch gezwungen werden, beispielsweise von Ihrem Chef. Wenn Sie merken, dass Schweigen von der Gegenseite angesagt ist, lehnen Sie sich möglichst mit dem Rücken an die Lehne, richten Sie sich gewissermaßen gemütlich ein, atmen Sie gleichmäßig bis in den Bauch und sprechen Sie innerlich mit Ihrer Anspannung wie mit einem kleinen Kind. Versichern Sie ihm, dass Sie, die oder der "Große", die Situation managen wird und dass es in Sicherheit ist. Ich empfehle hierfür, keinen durchgehenden Augenkontakt zu halten, da das beim Gegenüber schnell als entweder ängstliches Fixieren oder als Drohstarren ankommt. Oft folgt auf längeres Schweigen ein "Nun?" oder "Was sagen Sie dazu?", auch wenn der Gesprächsfaden gar nicht klar ist. Dafür hilft die einfache Gegenfrage: "Welcher Punkt interessiert Sie besonders?" Damit haben Sie den Ball zurückgegeben. Die folgenden Gesprächswaffen sind eng miteinander verwandt; dennoch benötigen Sie unterschiedliche Gegenwehr- Strategien: 2. Überschütten - Brüllen - Weggehen 3. Vorwürfe - Anklagen 4. Unterstellungen 5. Interpretationen 6. Beschimpfen 7. Bedrohen Hier im Einzelnen: 2. Überschütten - Brüllen - Weggehen Leider immer noch verbreitet, auch in geschäftlichen Situationen. Hier haben Sie es mit einem Gesprächsfeind zu tun, der ausschließlich sein Anliegen durchdrücken und seine Erregung loswerden will (er schmettert den Gesprächsball wie eine Waffe gegen Sie) und nicht fähig oder Willens ist, auch Ihren Erwiderungen zuzuhören. Hintergrund Einfach und vermeintlich billig zu haben sind die Siege, die sich diese Anwender versprechen. Nach dem Motto "Wer am lautesten brüllt, bekommt am meisten Recht und spart sich echte Auseinandersetzungen" üben solche Menschen oft eine jahrelange Schreckensherrschaft aus. Auch eine tiefe Hilflosigkeit ist spürbar: Wer herumbrüllt und dann weggeht, hat wirklich keine anderen Strategien zu Verfügung, mit unterschiedlichen Standpunkten umzugehen. Gegenstrategien Passiert Ihnen das dreimal mit derselben Person, sollten Sie sich vor der Gewalt schützen, indem Sie jedes weitere Gespräch verweigern. Schützen Sie sich konsequent! Geht es um rechtlich relevante Inhalte, übergeben Sie die Angelegenheit Ihrem Anwalt, dem Betriebsrat oder einem Schiedsmann, Ombudsmann. Im privaten Bereich können Sie sich eine dritte Person als Moderator oder Mediator suchen, der die Gesprächskultur schützt und das Gespräch strukturiert. Hilft auch das nicht, ist eine Trennung von einem solchen Menschen das Beste für Sie. Als letzten Versuch können Sie eine schriftliche Mitteilung verfassen, in der Sie klar machen, unter welchen Bedingungen Sie zukünftig gesprächsbereit sein werden. Behalten Sie auch im Auge, dass andere Menschen uns so viel Respekt und Achtung entgegenbringen, wie wir es selbst uns gegenüber tun. Fragen Sie sich also auch, was Sie dazu beitragen, dass Sie sich in solche Situationen bringen. 3. Vorwürfe - Anklagen Damit wird immer die Schuldkarte gezogen: Sie sollen erschrecken, zusammensinken und sich fragen: "Habe ich was falsch gemacht? Bin ich schuld?" Damit ist die Überlegenheit des anderen schon einmal sichergestellt. Hintergrund Wer den Schuldknopf zu drücken versucht, möchte sich in die Position eines Elternteils, ja sogar in die von Gott bringen. Sowohl Eltern als auch Gott lassen sich bekanntlich nicht in Frage stellen. Auch eine bequeme Art, sich die Vorherrschaft und die Macht zu sichern! Diese Karte sticht nur bei Menschen, die von ihren Eltern mit Vorwürfen, Anklagen und Schuldzuweisungen klein gehalten wurden. Bei diesen läuft allerdings gleich ein ganzes emotionales Programm ab, angefangen vom Erschrecken über die Frage "Was habe ich angestellt?" bis zum Knick des Selbstwertgefühles. Gegenstrategien Im ersten Schritt nehmen Sie sich am besten Ihres "Schuldprogramms" an und erforschen, auf welche Schlüsselsätze Ihre Schuldknöpfe anspringen. Stellen Sie die Verbindung zu Ihrer Lebensgeschichte her: Wie und wann haben Sie gelernt, so zu reagieren? Im zweiten Schritt sorgen Sie dafür, dass Sie immer einen Stift und einen Notizblock dabeihaben. Geht die Vorwurfsarie los, zücken Sie beides und bitten Ihren Gesprächsfeind, etwas langsamer zu sprechen, vielleicht mit dem Satz: "Ich möchte genau verstehen, womit Sie unzufrieden sind." Machen Sie sich stichwortartige Notizen. Ist Ihr Gegenüber fertig, rekapitulieren Sie jeden Punkt kurz und beziehen Sie auf der rein faktischen Ebene Stellung dazu. Merksatz: Vorwürfe und Anklagen gehören auf der ZDF-Ebene behandelt (Zahlen - Daten - Fakten). Lassen Sie sich auf nichts anderes ein! Wenn Sie geübter sind, können Sie auch die Empathiekarte spielen, bevor Sie zum ZDF übergehen, indem Sie beispielsweise sagen: "Das macht Sie sehr ärgerlich." Oder: "Da scheint einiges schiefgelaufen zu sein, und ich helfe gern dabei, das zu klären." Dafür sollten Sie Ihre eigene Erregung aber schon gut selbst befürsorgen können, sonst kommt leicht ein falscher Ton heraus. Mit der Rekapitulation, der ZDF-Ebene und der empathischen Erwiderung nehmen Sie Ihrem Gegenüber den Wind aus den Segeln, signalisieren, dass Sie sein Anliegen ernst nehmen und stellen sich auf eine gleichwürdige Ebene mit ihm. 4. Unterstellungen Davon gibt es unbeabsichtigte aufgrund von Fehlinformationen und absichtliche mit dem Ziel, Sie unsicher und gefügig zu machen. Gegenstrategien Im ersten Fall gehen Sie vor wie unter Punkt 3. beschrieben. Für den zweiten Fall gibt es wiederum zwei Varianten: Entweder Sie können Belege beibringen, dass die Behauptungen falsch sind. Dann nennen Sie diese beziehungsweise einen genauen Termin, zu dem die Belege vorliegen werden und schlagen vor, das Gespräch dann weiterzuführen. Oder Sie haben keine Beweise dafür. Dann sagen Sie das als erstes. Bleiben Sie ganz erwachsen und auch diszipliniert bei den Fakten: Nehmen Sie eine Gegendarstellung vor und bitten um die Belege und Beweise für die Behauptungen. Sagen Sie auch, dass Sie recherchieren werden, ob es Zeugen für Ihre Darstellung gibt und schlagen wiederum eine Fortsetzung des Gespräches auf einen Termin vor, bis zu dem Sie realistischerweise Zeugen, eine Rekonstruktion des Vorgangs oder ähnliches vorlegen können. Eine weitere Variante ist das Ziel, Sie an die Luft zu setzen mit Hilfe von falschen Behauptungen und vielleicht sogar gefälschten Beweisen. Dem können Sie vorbeugen, wenn Sie sich bei den Kollegen um ein freundlich-sachliches Klima bemühen und sauber und nachvollziehbar arbeiten. Sehr wichtige Vorgänge, aus denen Ihnen durch Fälschungen ein Strick gedreht werden könnte, sollten Sie als Zweitschriften aufheben. Solch ein Aufwand ist natürlich nur sinnvoll, wenn es eine gewisse Wahrscheinlichkeit für böse Absichten gibt. 5. Interpretationen Auch "das Wort im Munde herumdrehen" genannt. Diese Art Gespräch führt direkt in die Hölle der Meta-Ebenen: "Nein, DU hast doch gesagt ... " - "Das hast Du ganz falsch verstanden! Ich meinte ..." Hintergrund Halten Sie sich einfach die schlichte Erkenntnis vor Augen: "Jeder hört, was er will." Das sogenannte selektive Gedächtnis kombiniert mit Umdeutungen wird häufig als Gesprächswaffe eingesetzt. Oft ist das bohrende Gefühl, nicht verstanden zu werden, der Grund, auch den anderen misszuverstehen. Gegenstrategien Wiederholen Sie jede Aussage Ihres Gegenübers als Kernsatz, mit der Frage: "Habe ich das richtig verstanden?" Geben Sie Ihrem Gegenüber Zeit, sich erst einmal zu entladen, bevor Sie versuchen, Ihre eigenen Ansichten ins Spiel zu bringen. Erst wenn Ihr Gegenüber ruhiger wird (das erkennen Sie daran, dass kleine Pausen im Redeschwall entstehen), versuchen Sie, ob Sie schon Gehör finden. Wenn Ihr Gesagtes uminterpretiert wird, wiederholen Sie wieder und fragen Sie, ob Sie das richtig verstanden haben ("Hast Du herausgehört ...?"). Solange Ihr Gegenüber aufgeregt ist, haben Sie kaum Chancen, seinen Interpretationen und Umdeutungen zu entkommen und wirklich gehört zu werden. Also gehen Sie in Vorleistung - Sie werden sich wundern, wieviel Offenheit für Ihre Ansichten nach erfolgter Entladung Ihres Gegenübers möglich wird! Das kostet allerdings viel Geduld und Selbstdisziplin. Machen Sie sich also immer wieder klar, dass sonst einfach die Missverständnisse und Fehlinterpretationen eskalieren. Diese Strategie wirkt übrigens nur, wenn Ihr Gegenüber keine bewusst bösartigen Absichten hegt. In dem Fall sollten Sie sich mit einem Aufnahmegerät bewaffnen und bei Bedarf ankündigen, dass Sie nur noch rekonstruierbar kommunizieren. Denn dann brauchen Sie wiederum die ZDF-Ebene! |
6. Beschimpfen
Für einen erwachsenen Menschen ist es unwürdig, sich beschimpfen zu lassen (Für Kinder und Jugendliche auch; die kommen nur leider meist nicht so schnell weg, wie es gut wäre für sie). Gegenstrategien Gehen Sie da weg! Lassen Sie sich nicht auf Kampf und Krieg ein! Der Eskalation zur körperlichen Gewalt gehen meistens Beschimpfungen vorweg; füttern Sie diese drohende Eskalation nicht mit Ihrer Gegenwart! Nutzen Sie, wenn möglich, eine ruhige Minute, um mit Bestimmtheit klarzumachen, dass Sie gesprächswillig sind, wenn eine sachliche Form eingehalten wird. Und dass Sie den Raum verlassen werden, wenn das Gespräch wieder in Beschimpfungen ausartet. Untersuchen Sie auch, ob Sie selbst beschimpfen - Mitarbeiter, Partner, Nachbarn, Ihre Kinder? Wenn Sie eigene Tiraden nicht aufhalten können, gehen Sie in einen anderen Raum und schimpfen Sie dort weiter. Denn Sie haben das Recht, Ihre Aufregung zu entladen, aber wenn Sie einen Menschen beschimpfen, wird immer großer Schaden angerichtet! 7. Bedrohen Es gibt das Drohen aus der Erregung heraus. Hier gilt das Gleiche wie unter Punkt 5. beschrieben. Das kalkulierte Drohen dient natürlich wieder dazu, Sie einzuschüchtern. Gegenstrategien Wenn Sie es schaffen, Ihr drohendes Gegenüber als interessantes Objekt zu betrachten, mit der Fragestellung im Hintergrund: "Was will er / sie eigentlich" Wie weit würde er / sie gehen mit den Drohungen?", könnten Sie sich auf zwei Wörter als Gesprächsbeitrag beschränken. Sie fragen einfach zurück: "Und dann?" Dann kann Ihr Gegenüber richtig ausholen, und Sie bekommen wahrscheinlich eine ganze Menge an nützlichen Informationen: Wie konkret ist die Umsetzung der Drohungen? Welche Phantasien werden da drüben gehegt? Was steckt dahinter? Aber Achtung: Widerstehen Sie der Versuchung, "Und dann?" süffisant oder ironisch zu betonen, denn damit gießen Sie Benzin ins Feuer. Fragen Sie sachlich und interessiert! Das weitere Vorgehen richtet sich dann natürlich nach dem, was Sie erfahren. 8. Wiederholen Ein Gesprächsgegenüber, das seine Aussagen mehrmals wiederholt, vielleicht sogar in einer Endlosschleife droht steckenzubleiben, kann einem den letzten Nerv und viel Zeit rauben. Oft ist dieses Verhalten bei Telefonaten zu hören. Und Sie fühlen sich womöglich als ein Mensch behandelt, der so begriffsstutzig wie ein kleines Kind ist, dem man das Gesagte mehrmals tief ins Gehirn fräsen muss, damit es "sitzt". Hintergrund Menschen, die ihrer eigenen Durchsetzungskraft nicht trauen und daher unsicher sind, ob sie gehört und verstanden werden, greifen im Gespräch oft zu mehr Quantität ("mehr vom Selben") als zur Qualität. Am Telefon kommt hinzu, dass sie ihren Gesprächspartner nicht sehen, also nicht kontrollieren können, ob er vielleicht nur so tut, als ob er zuhört. Auch einsame Menschen und solche, die früh verlassen wurden, versuchen auf diese Seite, den Kontakt zu "strecken". Gegenstrategien Spätestens wenn die dritte Wiederholung beginnt, gern aber auch schon bei der zweiten, ergreifen Sie das Wort und sagen: "Ich habe folgendes verstanden: ... Ist das so richtig?" Wenn nachgebessert wird, dann wiederholen Sie die Korrektur gleich. Wenn eine neue Wiederholung droht, unterbrechen Sie wieder und sagen: "Ich glaube, wir haben alles besprochen." Und beenden das Gespräch freundlich, aber bestimmt. Jetzt kommen drei zerstörerische Frage-Arten: 9. Rhetorische Fragen 10. Intime Fragen 11. Scheinheilige Fragen Ein hübscher Trick bei allen tückischen Fragen ist es, sich einen Moment Zeit zu nehmen und sich darüber klar werden, welche Frage Sie gern beantworten würden oder welche Frage Sie wichtig finden - und dann antworten Sie auf diese Frage! (Erfunden haben das übrigens die Politiker!) Hier wieder im Einzelnen: 9. Rhetorische Fragen Ein wenig benachbart zum Wiederholen ist die Angewohnheit, rhetorische Fragen zu stellen. Was Vorträge interessant machen kann, bewirkt in Gesprächen eher Unwillen und Ungeduld, denn die Gesprächspartner fühlen sich zu Recht zum Publikum degradiert. Sie sollen der Selbsterhöhung des Sprechers dienen. Hintergrund Der Sprecher will die Zügel des Gesprächsverlaufes nicht aus der Hand geben. Er lenkt die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf manipulative Art. Gegenstrategien Sie können einen Menschen, mit dem ein Gespräch vereinbart war und der zum Referenten mutiert, kräftig ärgern, indem Sie bei jeder rhetorischen Frage einhaken und Ihre eigene Meinung dazu sagen. Und wenn Sie schon mal am Ball sind, werfen Sie diesen doch in die Richtung, in die SIE wollen! Ein "Vortragender" ist oft sehr schnell, so dass Sie vielleicht erst das Wort an sich reißen können, wenn er seine Frage schon beantwortet hat. Macht nichts! Sprechen Sie ihm einfach dazwischen und sagen beispielsweise: "Um noch mal auf Ihre letzte Frage zurückzukommen: Ich bin der Meinung, dass ..." Damit schicken Sie zwei Signale ab: "Ich nehme Dich und Deine Fragen ernst; sie interessieren mich." Und: "Ich lasse nicht zu, dass Du mich dominierst und manipulierst. Wir sind hier ganz gleichberechtigte Leute." 10. Intime Fragen Fragen, die den gesellschaftlich vorgegebenen Rahmen sprengen, verunsichern und entblößen. Ein Gespräch, in dem intime Fragen gestellt werden, bekommt den Beigeschmack eines Verhöres und wird als übergriffig erlebt. Hintergrund Besonders Menschen, die als Kinder streng verhört und gestraft wurden, sind mit dieser Gesprächswaffe kleinzukriegen. Gehören Sie zu dieser Zielgruppe, sorgen Sie für sich! Entwickeln Sie Ihre Wehrkräfte und grenzen Sie sich klar und deutlich ab. Gegenstrategien Da gibt es gleich mehrere; wählen Sie so, wie es am besten zum Anlass passt. Eine Möglichkeit: Sie erwidern: "Ich frage mich, wie es Ihnen gehen würde, wenn Ihnen diese Frage gestellt wird?" Kürzer ist die Variante: "Sie zuerst!" Die ehrliche Variante: "Ich finde die Frage unangemessen und beantworte sie nicht." Die Gegenfrage: "Woher werden Sie wissen, ob ich auf diese Frage ehrlich antworte? Würden Sie das?" 11. Scheinheilige Fragen Besonders gemein, weil oft sehr subtil und darauf angelegt, dass Sie sich lächerlich machen und dumm dastehen, sind die scheinheiligen Fragen. Das sind solche, deren Antwort der Frager bereits kennt. Oder umgekehrt, der Sprecher tut so, als ob er die Antwort hat ("Bei Ihnen ist es doch so und so ..., nicht wahr?") und lockt in Wirklichkeit wichtige Informationen heraus. Bei sogenannten Medien und Hellsichtigen wird diese Frageart gern benutzt und läuft unter dem Begriff "Cold Reading". Hierbei werden auch die kleinen Hinweise aus Körpersprache, Mimik, Gestik, Zögern, Nicken etc. ausgewertet. Hintergrund Der oft erst einmal freundliche Tonfall lockt den Gefragten aufs Glatteis. Viele Menschen sind ausgehungert nach Interesse an sich und ihren Gedanken, außerdem nicht geübt und naiv in Bezug auf gestellte Fallen. Gegenstrategien Leider sind Fallen ja meist erst zu erkennen, wenn man drinsitzt. Und prinzipiell anzunehmen, dass in jeder freundlichen Frage eine gespannte Bärenfalle lauert, tut Ihren Mitmenschen unrecht und schadet Ihren Kontakten. Sie können es also nur darauf ankommen lassen. Aber wenn Sie einem bestimmten Gesprächspartner auf den Leim gegangen sind, hüten Sie sich in Zukunft. Da könnte es hilfreich sein, dass Sie sich ganz bewusst einen Moment Zeit zu nehmen, bevor Sie antworten, und sich selbst fragen, was diese Frage bezweckt und ob der andere die Antwort kennen könnte. Wenn ja, hilft zunächst einmal die Gegenfrage: "Das wissen Sie nicht? Das überrascht mich etwas!", um dann, wenn nötig, nachzuschieben mit: "Dazu gibt es natürlich mehrere Sichtweisen." oder "Ich habe verschiedene Antworten dazu gehört, zum Beispiel ..." Oder auch, wenn diese Varianten nicht in Frage kommen, wieder die altbewährte Rückfrage: "Da könnte ich jetzt weit ausholen. Welcher Aspekt interessiert Sie denn am meisten?" So halten Sie sich erst einmal in Deckung, bis Sie genauer wissen, wie der Hase läuft. 12. Mit Mehrheiten arbeiten Ein weiterer verbreiteter Trick, mit dem die eigene Vorherrschaft gesichert wird, ist das Herstellen einer Mehrheit. Das funktioniert, indem einer der Gesprächspartner
Gegenstrategien Die ersten beiden Varianten erfordern nur ein getreues Spiegeln und etwas Münchhausen-Talent:
13. Unter Zeitdruck stellen Wenn es um Entscheidungen oder Unterschriften (Käufe, Verträge, Vereinbarungen u. ä.) geht, wird gern mit einem künstlichen Zeitdruck gearbeitet. Nach dem Motto "Jetzt oder nie" soll bei Unentschlossenen, deren innere Fürs und Widers etwa gleich stark sind, das Zünglein an der Waage einen kräftigen Schubs in die gewünschte Richtung erfahren. Beliebt ist auch die Variante, ganz baldige Termine mit den ach so zahlreichen anderen Interessenten, die schon auf diese Gelegenheit brennen, ins Spiel zu bringen. (Oder haben Sie bei einer Wohnungsbesichtigung schon einmal erlebt, dass der Makler oder Vermieter sagt: "Außer Ihnen gibt es keine Interessenten."?) Die Quote an Fehlentscheidungen und Quatschkäufen, die mit Hilfe dieser Masche zustande kommen, ist enorm hoch. Hintergrund Wir sind alle Schnäppchenjäger. Vermeintlich billig an etwas Kostbares oder nur selten Angebotenes zu kommen, oder der auserwählte Mensch zu sein, der den Sieg über andere Konkurrenten davonträgt, das ist einfach menschlich. Unter Stress wollen wir vor allem Entscheidungsdruck schnellstens loswerden und gespürte (wenn auch vielleicht geschürte) Bedürfnisse erfüllen (das "eBay-Prinzip"). Die Ebene der kühlen Abwägung von Sachargumenten (eine Funktion des Großhirns) hat unter Stress schlechte Karten, denn im akuten Stress greifen wir tendenziell und unwillkürlich zu Verhaltensweisen, die schon bewährt sind zur Überlebenssicherung oder um das innere Behagen schnell wiederherzustellen. Daher ist absichtlich herbeigeführter Zeitdruck als Stressverursacher erster Güte eine probate Manipulationstechnik. Gegenstrategien Wo immer möglich, sollte eine endgültige Entscheidung von Zeitdruck abgekoppelt werden - das altbewährte "Eine Nacht darüber schlafen". Denn über Nacht haben die ganzen Fürs und Widers Zeit, sich miteinander zu unterhalten und am nächsten Morgen eine stimmige Entscheidung leichter zu machen. Ein stimmiges Gefühl nennen wir auch gern eine "Bauchentscheidung". Ist die Aufschiebung einer Entscheidung nicht möglich, können Sie im Gespräch um eine kleine Bedenkzeit bitten und sich Ihre Fürs und Widers in jeweils eine Liste notieren. Setzen Sie ohne großes Grübeln hinter jeden Punkt eine Zahl zwischen 1 und 100, wobei 1 für "vernachlässigbar" und 100 für "absolut lebensnotwendig" steht. Zum Schluss addieren Sie die Summe jeder Liste und vergleichen. So bekommen alle Argumente die Chance, in Ihre Entscheidung mit einzufließen. Und: Hören Sie sich selbst genau zu! Wenn Sie sich verwirrt fühlen, kann das bedeuten, dass Sie noch nicht alle Informationen haben, die Sie für eine Entscheidung brauchen. Oder dass Ihnen in bestimmten Punkten etwas nicht Zutreffendes erzählt oder unterbreitet wird. Nehmen Sie Ihre Verwirrung ernst und bestehen Sie auf Klärung, bevor Sie sich festlegen (lassen), nur um den Druck zu mildern! Diese Aufzählung von gewaltträchtigen Gesprächsstrategien könnte noch um einiges länger sein. Hier habe ich mich auf die alltäglichsten beschränkt. Multistrategisch? Solange eine Strategie angewendet wird, haben Sie gute Chancen, sich mit den Gegenstrategien erfolgreich zu wehren und die Ihnen zugewiesene Opferrolle nicht zu akzeptieren. Oft kommen aber, besonders in aufgeheizten Situationen, mehrere Tricks gleichzeitig beziehungsweise kurz nacheinander ins Spiel. Dann gehen Sie einfach zu Punkt 1. und schweigen Sie - Sie können es mit Sprechen ja nur schlimmer machen. Warten Sie, bis Sie gefragt werden, sagen Sie einige Worte und schweigen Sie wieder, wenn Sie, was wahrscheinlich ist, erneut unterbrochen werden. Dieses Spiel spielen Sie nur solange, wie Sie Lust dazu haben oder es müssen, denn: Jeder Raum hat eine Tür, durch die Sie ihn verlassen können. Hier noch ein hilfreicher Merksatz: Achtung und Respekt bekommen die Menschen, die selbst mit sich und ihrer Lebenszeit konsequent bewusst und achtsam umgehen. Ich wünsche Ihnen zunehmend gelingende Gespräche! Sie möchten diesen Ratgeber selbst veröffentlichen? Darüber freue ich mich ... ... wenn Sie dabei folgende Regeln beachten:
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13. Start in mein zweites Leben
Körperpsychotherapie auch für Senioren
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"Der neue Klient ist ein bekannter Schauspieler und seit etwa zehn Jahren im Ruhestand. Nachts quälen ihn Gedanken wie: 'Bald ist es vorbei. Mein Körper verfällt. Ich bin nicht mehr attraktiv. Bald kennt mich niemand mehr. Wozu soll ich noch weiter leben?' " ...
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